Freitag, 4. September 2009

Aus meinem Rundbrief


"Ein ganzes Jahr in Israel geht für mich zu Ende. Ein Jahr, das ich anfangs mit Spannung erwartet habe und das meine Erwartungen dann doch übertroffen hat. Wenn man zurück schaut, dann merkt man erst, wie viel doch passiert ist. Ich habe Urlaub in Jordanien gemacht, habe Palmsonntag in Jerusalem miterlebt, habe Wüsten durchwandert, war am Mittelmeer schwimmen, bin vielen Spuren Jesu als Pilger gefolgt und und und. Sicherlich gab es Höhen und Tiefen, mit schlechten und guten Tagen, aber am Ende ist das alles vergessen. Ich habe den Ort Tabgha mit all seinen Bewohnern, vor allem aber den Benediktinern, lieben gelernt. Tabgha ist ein Ort, der eine gewisse Kraft versprüht, der etwas Beruhigendes hat und der einem das Gefühl gibt, ganz nah an dem Evangelium dran zu sein. Ganz nah dran am Glauben! Man lebt hier ein ruhiges und ausgeglichenes Leben. Ein Leben im Kloster, das anders als das Leben in Deutschland für mich war und ist, und das ich sicherlich vermissen werde. Ich habe ein neues Land mit seinen verschiedenen Kulturen und Landschaften beschnuppern können und habe neue Freunde kennen gelernt. Ich habe ein ganzes Jahr mit den verschiedenen Jahreszeiten erlebt und dadurch ganz verschiedene Bilder und Eindrücke erfahren dürfen. Ja, ich kann ehrlich sagen, dass ich dieses Land trotz der vielen Probleme in mein Herz geschlossen habe. "Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben." So lautet eine bekannte Lebensweisheit. Ich nehme nicht nur das Land im Herzen mit nach Deutschland, nein, ich bin auch gewachsen, gewachsen an einer Aufgabe. Für mich als Mensch war es nach der Schule sicherlich ein wichtiges Jahr. Ein Jahr, das ich nicht missen möchte und das ich jedem nur ans Herz legen kann. Jetzt gehe ich vielen neuen Aufgaben entgegen, aber das „alte“ Tabgha werde ich so schnell nicht vergessen.Am Ende möchte ich einfach noch mal Danke sagen. Danke dem Ort Tabgha und den Benediktinern, die mich so herzlich aufgenommen haben und die ich sicher nicht vergessen werde. Danke an die „Tabgha Family“, die philippinischen Schwestern, dank denen man sich wirklich heimisch gefühlt hat. Danke dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande, der uns jungen Menschen erst die Möglichkeit gibt, unseren Horizont zu erweitern. Danke an alle Menschen, die mir in diesem Jahr begegnet sind, die mich geprägt und auf meinem Weg begleitet haben..."

Aus meinem Rundbrief 08/09

Sonntag, 23. August 2009

Ich habe noch nicht mal Zeit zum Schreiben


Gefühlt, habe ich viele Wochen nichts mehr auf meinen Blog geschrieben. Wenn ich jedoch zurück schaue, sind es gerade einmal 12 Tage. Es ist eben viel passiert in dieser kurzen Zeit. Vieles, was ich euch eigentlich berichten wollte und es doch einfach zeitlich nicht geschafft habe. Es war und ist viel los in Tabgha. Fotos August

Als erstes sind unsere Nachfolger eingetroffen. Anna, Vinzenz, Thomas und Lukas machen einen sehr guten Eindruck. Sie gehe mit viel Motivation an die neuen Aufgaben ran. Genau das braucht es hier in Tabgha. Für sie wird es nun ein spannendes und ereignisreiches Jahr und sie stehen genau an der Stelle, an der ich vor einem Jahr gestanden habe. Gemeinsam haben wir die Dormitio zu Jerusalem an Maria Himmelfahrt besucht, sind an einem Sonntag nach Tiberias gefahren und gehen die gestellten Aufgaben in Tabgha an. Ich als "Alter" muss da die "Neuen" einarbeiten und wichtige Tipps geben.
Für diese ehrenvolle Aufgabe waren eigentlich Johannes und ich auserwählt. Doch plötzlich war der Martin nur noch alleine in Tabgha. Ja, ich bin mittlerweile der letzte Überlebende meiner Generation. Aus dem gemeinsamen Rückflug mit Johannes wurde leider nichts. Er hat Nachricht von seiner Uni bekommen und ist von jetzt auf gleich nach Hause geflogen. Es war für alle ein schneller und unerwarteter Abschied aus Tabgha. Ich kann mir da noch ein wenig mehr Zeit lassen und genieße meine letzten Tage noch. Man merkt einfach, dass die neue Generation Zivis den Laden hier auch ganz gut schmeißen kann und so werde ich dann auch in aller Ruhe fliegen können. Ich hoffe, dass ich als Lehrer gute Arbeit geleistet habe und dass es ein guter Start für die jetzt veränderte, andere Tabgha Familie war.
Als wäre das nicht schon genug Interessantes für den Blog, ist meine Schwester ihrem letzten Kommentar gefolgt und hat mich dieses Wochenende in Tabgha besucht um mir ein paar meines Gepäcks abzunehmen. Schon lustig und verrückt, aber eigentlich kann ich das noch gar nicht so richtig glauben. Da kommt man einfach mal so ein Wochenende vorbei - toller Job. Den will ich auch haben. Auf jeden Fall hat sie am Pool gelegen und sich in der Sonne gebräunt. Am Rücken ist sie schon ganz schön braun/rot geworden... Scheint in Köln eigentlich nicht die Sonne?

@Brigitta: Ne, der Esel ist noch da... in dieser Hinsicht hat sich in Tabgha rein gar nichts verändert. Die Musikanten sind noch die Alten.

Sonntag, 9. August 2009

Kofferpacken I


In den letzten Wochen hat sich das Personalkarussell in Tabgha ordentlich gedreht. Der zweite Mike, Karim und, jetzt am Donnerstag, Thomas sind wieder zurück in ihrer Heimat. Persönlichkeiten verlassen Tabgha. Persönlichkeiten, die diesen Ort geprägt und gestaltet haben. Eine tolle Zeit, mit tollen Menschen geht so dem Ende entgegen. Für uns, die jetzt noch hier sind, heißt es ein bisschen mehr Arbeit, doch es gibt ja bald wieder Verstärkung. Am Dienstag und Mittwoch reisen unsere Nachfolger an. Sie stehen dann an dem Punkt, an dem auch wir vor einem Jahr gestanden haben - Ein Jahr mit neuen Gesichtern und einer neuen Kultur. Wie sehr ich mich noch an diese Momente erinnern kann.
Meine Aufgabe wird es in meiner restlichen Zeit nun sein, die "Neuen" an Tabgha heranzuführen. Besser gesagt: Ich der "Alte" muss die "Neuen" einweisen. Für mich klingt das komisch - Ich der Alte - aber so ist das. Ich werde mich dran gewöhnen und ganz blad kommt dann auch wieder die Zeit, in der ich der "Neue" bin. Ein Wechsel zwischen "Neu" und "Alt", ein Wechsel zwischen Vertrautem und Unbekanntem.
Aber nicht nur das Personalkarussell dreht sich, auch die Zimmer wurde die letzte Woche gewechselt. Damit unsere Nachfolger direkt in die Ziviworld können, haben wir unsere Zelte im Dachgeschoss aufgeschlagen. Ich durfte schon mal meine Koffer packen und stand vor einigen schweren Entscheidungen. Bevor ich dann aber nach Köln abreise, muss wohl noch mehr aussortiert werden. Das Foto zeigt meinen momentanen materiellen Besitz in Tabgha. Passt wohl kaum in den Koffer und zu den 20 Kilo im Flieger.

Montag, 3. August 2009

Man muss auch mal abschreiben...

"Jeder Denkende weiß, daß er immer wieder an Dinge kommt, die ganz einfach, ja banal erscheinen, deren scheinbare Banalität aber nur die Kehrseite ihrer Tiefe und Bedeutungsfülle ist."Romano Guardini

Auf meinen Blog klingt es fast so, als würden wir hier ständig nur Ausflüge machen. Was die freien Wochenenden im Monat betrifft, ist das auch so. Ansonsten ist die Arbeit hier eben auch („nur“) Alltag. Und es ist eine ganz eigene Mischung aus Zusammenleben und Zusammenarbeiten. Wir sind weniger verbunden als eine Familie, aber mehr aufeinander angewiesen als eine bloße WG. Schwierigkeiten einzelner mit- oder untereinander haben schnell Auswirkungen auf das ganze System....

Soll euch auf einen passenden Beitrag von Nicole hinweisen. Hätte ich nicht besser machen können.
http://nicole-in-tabgha.blogspot.com/2009/07/jeder-denkende-wei.html

Einen schönen Abend noch und die liebsten Grüße aus Tabgha,
Martin

Sonntag, 26. Juli 2009

Jetzt fehlt nur noch der Hahn!


Na
das ist doch mal was. Ich bin zwar noch nie in Bremen gewesen, aber ich kann von mir behaupten, dass ich schon mal die Bremer-Stadtmusikanten gesehen habe. Die Sache hat natürlich einen Haken. Ein Tier fehlt und wie ihr der Überschrift entnehmen könnt, ist das nicht der Hund. Eine Katze hatten wir auch schon die ganzen zeit und das neue Tier ist jetzt der Esel.
Seit einigen Tagen schleicht er schon bei uns um das Haus. Isst unser Unkraut weg und bringt die Hunde "manchmal" zum bellen. Behalten wollen wir ihn eigentlich nicht und deswegen hoffen wir, dass er den Weg aus Tabgha wieder findet. Hoffentlich aber nicht auf die Straßen, denn da ist er, das zeigen uns seine Wunden, wohl schon einmal gewesen. Ach ja, was wäre Tabgha nur ohne Tiere, ohne die Menschen die einfach ab und zu mal so vorbei schauen und für ein paar Tage bleiben. Genau wie unser Stadtmusikant. Mal sehen wie lange er noch bleibt...

Freitag, 24. Juli 2009

Ordnung und Sauberkeit (vom Sonntag)

Arabische Gruppen sind toll. Offen, laden einen zum Essen ein, versorgen sich ohne Probleme selber und machen gute Stimmung. Ich mag das, aber auf der anderen Seite ist es doch eine andere Kultur und in gewissen Punkten stößt da die deutsche Mentalität senkrecht auf die arabische. Gerade in Punkto Ordnung und Sauberkeit, gibt es einige Unterschiede. Kommen noch einige Sprachprobleme dazu, dann ist es ganz schwer mit solchen Gruppen umzugehen. Regelmäßig sehen dann einige Stellen neben Bänken, aus wie Aschenbecher oder Chipstüten fliegen über das Gelände. Ähnlich sieht es ja auch nach 19 Uhr in der Jerusalemer Altstadt aus. Da hat man dann das Gefühl, dass der Rosenmontagszug einen Abstecher nach Israel gemacht hat.
In Jerusalem ist am nächsten Morgen alles wieder sauber, wohin der Müll aber gekommen ist, weiß ich nicht. Muss ein großer Berg sein. Das Umweltbewusstsein ist hier ein anderes. Langsam denkt man aber auch hier in der Regierung um. War das Umweltministerium lange ein unbedeutendes Amt, so hat laut Medienberichten ein Umdenken angefangen. Umweltschutz, war ein Luxus, den man sich nicht leisten konnte. Heute sieht man langsam: ohne Totes Meer, keine Touristen mehr - kein Geld.
Vieles ist durch hohen Wasserverbrauch und die unkontrollierte Müllentsorgung schon kaputt gemacht worden, ich hoffe aber, dass man jetzt langsam lernt. Lernt, dass das die Umwelt auch wichtig ist und nicht alles mit sich machen lässt.

P.S: gerade sehe ich, dass eine dunkle, ungesunde Rauchwolke an der jordanischen Grenze aufsteigt.
Gruß, euer Umweltschützer Martin ;)

Samstag, 18. Juli 2009

In Bet She'an

Was macht man an so einem freien Wochenende, wo man doch die letzten Male schon immer nach Jerusalem gefahren ist und sonst nicht weiß, was man machen soll?
Richtig, man fährt nach Bet She'an! Dieses kleine Dorf (16.000 Einwohner) im Jordangraben verfügt über ein Einkaufszentrum, zwei Banken, einen Grenzübergang nach Jordanien, einer Jugendherberge und einer Ausgrabungsstätte. Die letzten beiden Punkte haben mich wohl an diesen Ort verschlagen, alles andere ist eher nicht so Sehenswert, obwohl es da auch einige Geschichten zu erzählen gibt. Bet She'an steht aber vor allem für seine Ausgrabungsstätte. Seit dem 5 Jhd. v.Chr. hat es hier verschiedene Besiedlungen gegeben. Die Römer waren da, byzantinische und arabische Reste hat man gefunden. Selbst die Kreuzfahrer hat es hier hin verschlagen. Im Talmud steht, wenn es ein Paradies gibt, dann ist der Eingang bei Bet She'an. Die Ausgrabungsstätte ist echt sehr schön, vieles ist gut erhalten bzw. rekonstruiert und man bekommt einen Eindruck davon, wie es hier wohl vor ein paar tausend Jahren ausgesehen haben muss.
Was man aber auf keinen Fall vergessen sollte, ist die Sonnenbrille. Wie wichtig sie ist, habe ich bei dem ganzen hellen Stein gemerkt. Mütze hatte ich auch in Tabgha liegen lassen, aber da konnte ich mir noch eine kaufen. Das vergessen der Sonnenbrille war jedoch ein wenig schmerzhaft. Immer wieder brauchte ich eine Schattenpause und als ich nach ca. drei Stunden Tour wieder in die Herberge zurück kam, musste ich erstmal in ein dunkles Zimmer und mir Erholung für die Augen holen.
Warum ich euch das erzähle? Wenn ihr nach Israel kommt, vergesst eure Sonnenbrille nicht, deswegen ;)
Nachmittags habe ich mich dann an den Pool gelegt. Es sind wohl einige amerikanische Jugendgruppen zu besuch. Das sieht man hier übrigens zurzeit häufiger. Amerikanische Juden, die quer durch das Land reise. Eine der Reisegruppen bleibt 5 Tagen, die andere einige Tage länger, aber dafür den weiten Weg auf sich nehmen? Diese Amerikaner haben wohl gute Sponsoren und nicht so viel Zeit. Neulich habe ich mal gehört, dass der Staat Israel durch solche Programme weitere Bürger gewinnen will. Ob es im großen Umfang klappt, habe ich jetzt noch nicht heraus gefunden...

Ah, lese gerade, dass der FC wieder eine Portugiesen verpflichten wird. Maniche - klingt und ich freu mich auf die neue Saison.

Dienstag, 14. Juli 2009

Mein letzter Besuch...

...ist gerade gefahren. Judith und Stephan waren für ein paar Tage in Israel und am Ende auch in Tabgha. Am Anfang habe ich immer gedacht, wenn die Beiden kommen... ach das dauert noch so lange. Jetzt waren sie da! So schnell vergeht eben die Zeit.
Wir hatten hier ein paar schöne Tage. Waren zusammen in Masada und haben dort in einer schönen Jugendherberge übernachtet. Sind durch ein Wadi gewandert und haben uns ins Tote Meer gelegt. Was mich aber am meisten gefreut hat, war das ich ganz einfach mit meinem Bruder mal wieder zusammen Musik gemacht habe. Ganz simpel, nur mit Bass und Gitarre, trotzdem mit einer Menge Spaß. So lernt man im Ausland eben was einem fehlt, und auf der anderen Seite aber auch neue Dinge zu schätzen.
Ein paar stille Minuten pro Tag, der Gottesdienst am Sonntag an Dalmanutha, der geregelte und gleiche Tagesablauf, das mal wirklich frei zu haben und mal nicht noch an tausend weitere Sachen denken - In Tabgha bin ich mehr auf mich konzentriert als in Köln. Nicht immer macht das Alles einfacher und dann würde man sich manchmal wieder etwas mehr von sich ablenken, aber trotzdem wünsche ich mir, dass ich in diesem Jahr gelernt habe, wie ich in Köln ein wenig von dem mitnehmen kann. Wenn man trotz Uni Stress, trotz der vielen Arbeit, trotz 5000 Menschen, immer noch Zeit für sich selber findet, dann hab ich für mich Tabgha gefunden.
In diesem Sinne wünsche ich Allen einen guten Start in die Sommerferien bzw. noch schöne Sommerferien.

weitere Fotos

Mittwoch, 1. Juli 2009

45 Grad

Ja genau, so warm war es heute. Selbst ich musste heute ein wenig schnaufen. Hatte wohl heute Morgen zu wenig Wasser getrunken und dann fiel mir das Arbeiten um so schwerer. Obwohl ich mich schon ein wenig an die höheren Temperaturen und die andere Luftfeuchte gewöhnte hatte, konnte ich dann eben nach vollbrachter Arbeit nichts anderes machen, als zum See zu laufen und mit Johannes surfen zu gehen.
Also eigentlich habe ich ja einen Surfkurs gemacht (Dank an Herr Krutmann und Herr Burbach - Grüße), selbst der passenden Führerschein ist in meinem Portmonee, aber irgendwie hat das hier nicht so gut geklappt. Kaum hatte ich das Segel fest in der Hand und stand auf dem Brett, kam die nächste Windböe oder habe ich das Gleichgewicht verloren und ich war wieder im Wasser. Am Ende habe ich es mal geschafft drei Meter zu fahren. Ein Ergebnis auf dem ich aufbauen kann. Habe mir vorgenommen die nächsten Wochen mal häufiger zu fahren. Vielleicht schaff ich dann mal zehn Meter...
Erkenntnis des Tages: Was ich in der Schule mal gelernt habe, kann ich heute in Israel wohl nicht mehr (beim Surfen) ;)

P.S: Also das Bild ist nicht aus Israel...wenn es wen wundert, wie relaxt ich da aussehe.

Montag, 29. Juni 2009

Abschied die Erste

Gestern war es nun leider soweit. Mike Patrick hat als erster unsere Tabgha-Familie zurück in die USA verlassen. Fast ein Jahr haben wir hier in unserer großen Gruppe zusammen gearbeitet und unsere Freizeit verbracht. Ein Jahr, das jetzt irgendwie wieder viel zu kurz zu sein scheint.
Über jede Begegnung, die ich in diesem Land machen darf, bin ich glücklich. Es sind neue Erfahrungen und neue Weltansichten. Ja, man wächst mit den Personen die man trifft. Jede prägt einen und von jeder lernt man auf die eigene Art und Weise.
In den nächsten Wochen und Monaten werden immer wieder Freunde abreisen, bis ich dann am Ende als einer der letzten hier das (zum Glück nicht sinkende) Schiff verlasse. Sicherlich freut sich jeder auch auf die Zeit nach dem Zivildienst, aber man lässt etwas zurück, was man lieben und schätzen gelernt hat.
So viel will ich aber jetzt gar nicht vom Abschied schreiben. Bin ja schließlich noch zwei Monate hier.

@Mike: I'm looking forward to see you in Germany or the states. Hope you will visit us. You are always welcome - You only have to DO IT ;) Thanks for everything!

Montag, 22. Juni 2009

Jerusalem II

Hallo zusammen,

zum zweiten Mal bin ich diesen Monat nach Jerusalem gekommen. Dank neuer und genauer Arbeitseinteilung an Wochenenden, hatte ich nun mal wieder frei.
Nachdem Nicole und ich am Freitag nur auf einer Dachterrasse mit tollem Blick über Jerusalem gechillt haben, ging es Samstagmorgen richtig los. Chorkonzert in der Dormitio Abtei. Begleitet von unserem neuen Prior Ralph hat ein Chor aus Österreich verschieden Stücke gesungen. Da ich ja normalerweise nicht so der aktive Klassikhörer bin und das Programmheft auf hebräisch geschrieben war, habe ich die Namen jetzt vergessen. Trotzdem war es ein toller Start in das Wochenende und zum entspannen nur das Richtige. Hinzukommt, dass ich die Akkustik der Kirche einfach nur lieben gelernt habe. Auch die Stundengebete der Mönche sind toll anzuhören.
Am Nachmittag sind wir dann nach Ramallah. Eine Stadt die ganz verschiedene Gesichter hat und diese innerhalb von wenigen Minuten zeigen kann. Kaum sind wir aus dem Bus raus, befanden wir uns im Trubel. Am Manarah Square, dem Mittelpunkt der Stadt, befindet sich ein etwas größerer Kreisverkehr. Menschen laufen kreuz und quer über die Straßen, Autos fahren wie sie wollen und die eingesetzten Polizisten haben wenige Chancen die Kontrolle über das Chaos zu bekommen. Ein Ort, an dem ich nicht freiwillig länger bleiben wollte und so ging es dann erstmal Richtung Altstadt. Hier zeigte sich ein anderes Bild. Ruhige Gassen, kaum Trubel, alte Gebäude - ja das Ganze hatte teilweise italienischen, romantischen Charakter. Paar Minuten später haben fanden wir uns dann jedoch in einer Parkanlage im Stile der 60er Jahre wieder. Neben uns arabische Frauen, die von weitem ihren Kindern beim Spielen zu schauten und auf der anderen Seite ein Brautpaar, das gerade dabei war, die typischen Szenen eines Hochzeitsfilm nachzuspielen. Wieder ein paar Minuten später waren wir dann im Edelviertel. Schicke, große Häuser und eine sehr schöne Allee war zu sehen. Später schaute ich dann genauer auf die Uhr und siehe da, zwei Minuten später und eine Straßenecke weiter, waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen, dem großen Kreisel.
Was ich dann am Sonntag gemacht habe, hat mein halbes Kultur Wochenende abgerundet. Bin mit dem Bus in die Haddassah Klinik gefahren und habe mir dort in der Synagoge die berühmten Chagall-Fenster angeguckt. Der Weg dorthin war zwar etwas kompliziert, weil einige Sicherheitsleute nicht wussten, dass es so ein Fenster gibt, zum Ausgleich habe ich dann aber eine sehr nette Freiwillige bei den Fenstern angetroffen. Die gute Dame hat mich komischerweise auf Deutsch angesprochen und siehe da, sie ist in Köln groß geworden. Lange Zeit lebte sie auch in Bonn bevor sie dann vor 40 Jahren nach Israel kam. War schon lustig in dieser Klinik über Ehrenfeld und Köln zu sprechen. Im Endeffekt gab es dann sogar noch einen Bonus für mich. Musste keinen Eintritt bezahlen und habe exklusiv die Deutsche Führung auf Band zu hören bekommen. Am Ende war ich dann eine Stunde in der Synagoge und habe mir ganz genau die Fenster mit ihren tollen Farben angeguckt. Chagall war ein Meister ;)
Das war also mein Wochenende, ein kulturelles bei dem ich am Ende in Köln gelandet bin. Besser gesagt im schönen Köln Ehrenfeld. Jetzt hoffe ich, dass es euch noch allen gut geht und ihr die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen genießt. Genug geschrieben...

Grüße nach Köln, euer

Martin

Donnerstag, 11. Juni 2009

Altlast

Ende März wollte ich euch mal die Frage beantworten, warum man in Israel immer das Gefühl hat zu hohe Preise zu zahlen. Verspätet kommt jetzt meine Antwort, denn ich musste erst von meiner Tante daran erinnert werden.
Generell ist es so, dass es so was wie feste Preise (besonders Taxipreise) nicht gibt. Besonders in arabischen Geschäften auf dem Suk, scheint es üblich keine Preisschilder oder sonstige Information zu geben. Da werden die Preise dann einfach nach Herkunftsland bestimmt. Typisch Arabisch eben. Folglich wird gehandelt und gefeilscht bis beide Seiten einigermaßen zufrieden sind (oder auch nicht). Für mich als Deutscher eine ungewohnte Sache, aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran. Die Preise, die am Ende dann rausspringen sind für unsere Verhältnisse eigentlich relativ günstig, dennoch hat man immer das Gefühl mehr zu bezahlen als sonst. Karim, unser neuer Volo, hat das Ganze mal mit seinem einheimischen Cousin getestet. Er fragte auf Englisch nach dem Preis und ein paar Minuten später ist sein Cousin rein und hat das ganze Geschäft auf arabisch abgewickelt. Ihr könnt euch ja denken, wer hier deutlich weniger bezahlt hat.

Ansonsten war ich jetzt letztes Wochenende mal wieder in Jerusalem. Mit Mike habe ich mir das Herodeion (Grab des Herodes) bei Bethlehem angeguckt und sind ein bisschen durch Jerusalem gelaufen. Eben irgendwie schon der normale Alltag, obwohl es so eine besondere Stadt ist. Hier in Tabgha ist weniger Alltag, bzw. definiert sich der Alltag zur zeit neu. Zum einen wird stark an der Baustelle gearbeitet, zum anderen haben wir jetzt wieder volles Programm auf der Begegnungsstätte. Letzte Wochen hatten wir so eine Gruppe mit blinden Kindern zu Besuch. Eine tolle Erfahrung... wenn ich Zeit habe, dann schreib ich da heute Abend noch mehr zu.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Tabgha an euch alle, euer

Martin

P.S: Das Bild entstand übrigens letzte Woche. Habe zufällig diese Gruppe indischer Marinesoldaten in unserem Shop getroffen. Nach kurzem Gespräch wollten die ein Foto von mir haben. Ich wollte auch eins...

Donnerstag, 28. Mai 2009

Der Papst...

...war da und ich habe es auf meinem Blog noch nicht einmal erwähnt. Naja, liegt vielleicht dran, dass ich recht wenig mit der ganzen Sache zu tun hatte. Zum einen lag das daran, dass zu diesem Zeitraum meine Verwandten zu Besuch waren, zum anderen habe ich aber auch gemerkt, dass ich das irgendwie nicht brauchte.
Polizeiabsperrungen, lange Wartezeiten für die Gläubigen und kaum richtige Informationen. Ich hatte das Gefühl, dass der Besuch auf eine andere Art und Weise von beiden Seiten benutzt wurde. So brauchte Israel wieder gute Schlagzeilen. Nachdem das Land ab Dezember und dem Gazakrieg weltweit nur negative aufgefallen war, mussten nun die besseren headlines her. Da sollte natürlich nichts schief gehen - Dies hatte die bekannten hohen Sicherheitsstandards zur Folge. Auf der anderen Seite wollten die Palästinenser natürlich einen Papst, der sich für sie einsetzt, der sich für die Zwei-Staaten-Lösung ausspricht. Aufgefallen sind mir hier die großen Plakate mit Papst und Abbas. Sie zeigen, wie sehr man sich den Papst auf der eigenen Seite wünscht, wie sehr man auf seine Hilfe hofft.
Viel Politik war also insgesamt mit im Spiel. Viel Politik, die einen großen Teil der Gründe für den Besuch in den Schatten gestellt haben: Die Christen im heiligen Land! Für unsere aus Nazareth stammende Verkäuferin, war es das Größte überhaupt, dass der Papst in ihre Heimatstadt kommt. Man freute sich, bereitete alles vor, schmückte die Straßen und dann kursierten Gerüchte, dass man am Tag vorher schon am Messplatz sein müsste, weil die Sicherheitskräfte zu einem bestimmten Zeitpunkt den Platz schließen. Mir hat es leider ein wenig die Freude genommen und trotzdem freue ich mich für die Christen im Land, dass der Papst auch zu ihnen gekommen ist und mit ihnen gebetet hat...

Mittwoch, 27. Mai 2009

Der erste Spatenstich

Heute war es endlich soweit. Alles was in Tabgha Rang und Namen hat, war versammelt um gemeinsam den ersten Spatenstich für das neue Kloster zu stechen. Aufregenden Sache, jetzt geht es also wirklich los. Der Bauzaun wird im Moment errichtet und während ich so vor meinem Computer sitze, höre ich meine Klimaanlage und vor der Tür den Bagger fahren...

Donnerstag, 21. Mai 2009

21

In diesem Blogeintrag soll sich mal alles um die Zahl 21 drehen. In den letzten tagen ist sie mir öffters begegnet - nicht im Bezug auf Israel, sondern im Bezug auf mich.

21 Jahre werde ich in drei Monaten. 2x Geburtstag in Tabhga. Lässt mich zwei Jahre hier bleiben. Einige Tage später werde ich meine Heimreise antreten. Die Zeit vergeht wie im Fluge...

Am 21.5.09 habe ich seit einigen Monaten hier wieder einen neuen Witz gehört. Wenn man lange mit den gleichen Personen zusammen lebt, dann wiederholen sich manche Dinge eben immer. Wie sagt Mike immer gerne dazu: "Jokes never get old!" Recht hat er... - sorry Jungs, das musste einfach rein ;)

21 Mückenstiche habe ich an meinem rechten Bein. Zurzeit ist das in Tabgha echt schlimm, aber wir haben ja alle damit zu kämpfen. Es ist warm - noch nicht zu warm - und wir leben hier immer noch am See. Das zieht Mücken magisch an.

Mehr ist mir zur Zahl 21 nicht eingefallen, dennoch hat sie mir einen Grund geliefert noch mal etwas auf den Blog zu schreiben. Habe jetzt am Wochenende frei und werde trotzdem so einiges zum Arbeiten haben. Letzte Wochen waren meine Eltern mit Tante, Onkel und Bruder da. Wir haben ein paar gemeinsame Ausflüge im Norden von Israel gemacht. Haifa, Akko, Safed... Von Akko, einer Kreuzfahrerstadt am Mittelmeer, war ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Ich hatte mir eine idyllische, alte Stadt vorgestellt. Das der Platz, der in jedem Reiseführer angepriesen ist, war gesperrt und mit Unkraut bewachsen - das sagt einiges. Dafür hat mir dann die jüdische Stadt Safed besser gefallen. In kleinen Gassen reihen sich hier Künstlerläden aneinander. Wenn gutes Wetter ist, hat meinen einen schönen Blick über Galiläa. Eine Stadt die zum verweilen einlädt...

Sonntag, 10. Mai 2009

Klosterneubau


Seit einigen Tagen ist es soweit. Der Klosterneubau und die Arbeiten, die damit zusammen hängen, sind im vollen Gange. In den nächsten und letzten Tagen wird/wurde alles für die Abrissarbeiten des alten Gästehauses vorbereitet. Konkret hieß das, dass Tabgha einen neuen Stadtteil bekommen hat. Fertige Wohncontainer, die die alten Gästezimmer, die Laundry und die Werkstatt ersetzen sollen, flogen durch die Luft und nun wird nur noch die Infrastruktur aufgebaut. Dann rollen auch irgendwann die Bagger an, direkt vor meinem Fenster fangen dann die Arbeiten an und es werden wohl vermehrt Ohropax nötig. Mal sehen wie sehr das meinen Schlaf beeinflusst.
Auf der anderen Seite ist man froh, dass die Arbeiten jetzt endlich los gehen. Lange wurde alles vorbereitet, einige Probleme sind aufgetaucht und oft wurden viele Gedanken für den Bau verbraucht. Jetzt geht es los und ich freue mich schon, auf den ersten Spatenstich.
Wenn ich dann in einigen Jahren wieder nach Tabgha komme wird alles anders aussehen als jetzt. Auch das ist eben Tabgha, ein Ort der Veränderung. Vor einigen Tagen haben wir einen neuen Mitarbeiter aus Hannover bekommen - Karim hat gerade seinen Zivildienst beendet und bleibt noch für drei Monate bei uns. Eben ein Ort an dem immer etwas los ist und Veränderung auf dem Tagesprogramm steht.

Mittwoch, 29. April 2009

Yam Yam - einmal quer durch Israel


Genau das hatten wir uns für dieses Wochenende vorgenommen. Gemeinsam mit Mike, Nicole und Johannes zog ich also los, um vom einen Meer (Mittelmeer) zum anderen Meer (Sea of Galilee) zu laufen. Eine Yam-Yam Tour eben. Geschlafen haben wir am Strand, auf der freien Wiese oder an einem einsamen Parkplatz. Gegessen wurden Nudeln und Pita. Gelaufen wurde von 8 Uhr bis Sonnenuntergang. Die Route führte uns durch verschiedene Wadis, an Burgen und Wasserfällen vorbei und hat uns manchmal mehr überrascht als gedacht. So gab es nach hartem Anstieg plötzlich einen wunderbaren Ausblick oder, versteckt hinter Sträuchern und Bäumen, kleine Pools, die man dann auch gerne zur Abkühlung genutzt hat.
3-Wandertage haben wir insgesamt gebraucht und am Ende kann ich sagen, dass ich es zwar geschafft habe, aber meine Schultern, meine Hüfte und meine Füße noch ein wenig Erholung brauchen. Eine wunderbare Tour war es trotzdem, die uns die Natur des Landes nahe gebracht hat und uns einmal quer durch Israel geführt hat... so und jetzt schaut euch einfach die Bilder an.

(Wenn es Fragen gibt, einfach posten ;)

Dienstag, 21. April 2009

Pänz sin all vun einem Herrgott....


Kinder haben doch alle etwas gemeinsam. Schaut man ins Kila nach Deutschland, in die Palästinensergebiete oder an den Strand von Tel Aviv. Alle haben sie noch Spaß am Leben, sind ohne Zwang und genießen ihre freie Zeit in der Sonne.
Im Moment haben wir eine Gruppe aus Bethlehem auf dem Gelände zu Gast. Traumatisierte Kinder und Jugendliche, die Kriegssituationen oder den Verlust von Angehörigen miterlebt haben, können sich bei uns von ihrem Alltag erholen. Natürlich war der Pool eine halbe Stunden nach Eintreffen schon so gut besucht wie noch nie, und deshalb haben wir Zivis es uns natürlich auch nicht nehmen lassen die ein oder andere Wasserschlacht anzufangen.
Genau wie im Kila wurde der Ball hin und her geworfen, auf unsere Schultern gesprungen und eine Menge Quatsch mit dem Wasser gemacht. Kinder sind eben doch überall auf der Welt gleich. Europa, Asien, Afrika, Australien und Amerika. Für unsere Gäste ist der Pool immer ein besonderes Erlebnis, da es gerade in Bethlehem oder der Westbank nicht so gute Möglichkeiten gibt, im Wasser zu spielen.

Sonntag, 19. April 2009

Ich und der FC...

...haben eine ganz neue Beziehung aufgebaut.
War ich doch vor meinem Israelaufenthalt kaum am Fußball in Kölle interessiert, so hat sich das jetzt in das Gegenteil gekehrt. Jeden Samstagabend sitzt die Tabgha-Crew um Punkt 19.30 Uhr vor dem Fernsehen und schaut die Bundesliga an. Fazit: Die Hinrunde hat mir als Kölner besonders viel Spaß gemacht. Man hat die "Großen" ab und zu mal ärgern können und am Ende sprang noch ein guter Tabellenplatz raus.
Was aber jetzt passiert, und das ist glaub ich auch der Grund, weshalb ich hier über dieses Thema schreibe, ist Samstagabend nicht mehr schön anzuschauen. An dem Spiel gestern habe ich keinen gefallen gefunden. Da hat der FC ja nichts Gutes auf die Beine stellen können. Erinnerte mich ein wenig an den "alten", nicht den FC der Hinrunde...
Ach was schreib ich denn über Fußball, es gibt wichtigere Dinge aus Israel zu berichten, wobei das auch ein Teil meiner wöchentlichen Beschäftigung ist, Samstag 19.30 Uhr ist Sportschau ;). Neben dem Gottesdienst und den Arbeitszeiten eine konstante im Leben. Jaja, Fußball, Kirche und Arbeit - nächsten Samstag wieder, hoffentlich mit einem besseren Ergebnis.

Dienstag, 14. April 2009

frohe Ostern...


Feiert man Ostern, so wie ich dieses Jahr, in einem Kloster, so bedeutet dies eine Menge Arbeit. Zur Ruhe kommt man selten, denn irgendwo gibt es immer etwas zu tun. Es mussten Stühle gestellt, die Musikanlage aufgebaut werden und Bruce Springsteen musste mit der "Far Easter Band" proben. Insgesamt war es eine Menge Arbeit, viel mehr, als ich mir eigentlich erhofft hatte und dennoch, muss ich sagen, dass es ein besonders Ostern war.
Ostern aus einer anderen Perspektive. Ostern im Ganzen. Dadurch, dass ich mich zwischen den verschiedenen Feiern und Gebeten nicht von der Kirche und aus der Klostergemeinschaft entfernt habe, war es ein Ostern, das ich als ganzes gefeiert habe. Ein Ostern, das seinen Höhepunkt in der Osternacht hatte. Um 4 Uhr sind wir aufgestanden und haben erst die Lesungen in der Kirche gehört. Zur Eucharistiefeier ging es dann nach Dalmanutha. Ob es nun Zufall war oder Basilius alles geplant hatte, weiß ich nicht, doch gerade als wir das Halleluja zur Gabenbereitung spielten, ging hinter meinem Rücken, auf der anderen Seite des Sees, die Sonne auf. Der Himmel erschein in einem roten Licht und die Vögel fingen auch an mitzusingen.
Später am Tage, haben wir dann die erste Bootstour auf dem See gemacht. Mit den gesamten Gästen aus dem Pilgerhaus ging es vom Kibbuz Ginnosar nach En Gev, auch ein Kibbuz, der sich sehr auf Landwirtschaft und den Tourismus konzentriert. Das erste Mal mit einem Boot auf dem Wasser, das Ufer aus einer anderen Perspektive sehen und einfach die Freiheit genießen.
Zu Ostern gehört für mich aber dieses Jahr besonders auch die Musik...Fast in jedem Gottesdienst durfte ich Gitarre spielen und selbst Sonntagabend, wo eigentlich das Größte überstanden war, gab es im Pilgerhaus noch ein kleines Konzert der Zivis auf der Terrasse. Sehr lustig und das Ganze wird sich bestimmt wiederholen.

Montag, 6. April 2009

Hosanna in the highest...

Volksfest, Karneval, Weltjugendtag... Über 10000 Pilger aus der ganzen Welt zogen am Palmsonntag über den Ölberg durch das Stephanstor in Jerusalem ein. Eine Prozession der besonderen Art - und ich war dieses Jahr dabei...

Alles begann für uns aber erstmal in Tabgha. Bevor es mit den Seminaristen aus Freiburg im gemieteten Reisebus nach Jerusalem ging, wurde hier im kleineren Kreis (200 Gäste) der Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert. Von Dalmanutha sind wir hoch in die Brotvermehrungskirche gezogen und haben dort die Eucharistiefeier gefeiert. Ähnlich wie in Köln jedoch mit dem kleinen Unterschied, dass wir echte Palmzweige hatten, die wir tags zuvor noch in unserem Garten geschnitten hatten. Alleine schon die echten, großen und besonders natürlichen Zweige lassen einen das Erlebnis viel präsenter erscheinen.
Kurz danach ging es dann auch schon mit dem Bus nach Jerusalem. Vorher schnell noch etwas zu Essen und 30 Palmzweige in den Bus geladen und dann konnte es auch schon losgehen. Nach 2,5 Stunden hatten wir dann unser Ziel erreicht: Die Rückseite vom Ölberg. Hier an der Kirche Betphage, wo Jesus den angebunden Esel vorfand, startete die Prozession. Punkt 14.30 Uhr zogen die ersten Pfadfindervereine mit Trommeln und Fahnen an uns vorbei. "D'r Zoch kütt" und "Fasteloovend zosamme" durfte ich mir von den Mitzivis anhören. Es war eben ein großes Volksfest mit Musik und Tanz.
Nach einem Anfangs offiziellen Teil, ging es nun auch für uns los. Gerade marschierte eine philippinische Gruppe mit lauter Musik und guter Stimmung an uns vorbei... Da müssen wir mit! Schnell mit unseren Palmzweigen, oder besser gesagt "Palmästen", durch die Menge geschlichen und schon waren wir mitten drin - waren wir auf dem Weg nach Jerusalem. "Hosanna, Hosanna, Hosanna in the highest" - "God has spoken to his people, Hosanna! and his words are words of wisdom. Hosanna!" Laut wurden Lieder gesungen, jede Gruppe hatte passende Instrumente dabei, es wurde getanzt und geklatscht und immer wieder kam man mit Pilgern aus der ganzen Welt in Kontakt. Ein Fest bei dem man das Gefühl hatte, die Menschen feiern mit Leib und Seele den Einzug Jesu in Jerusalem - Feiern so, wie man vor 2000 Jahren gefeiert haben muss: Mit voller Überzeugung und tiefem Glauben.
Auch ich habe mir während dem Marsch ab und zu kleine Pausen gegönnt, um einfach nur die Stimmung aufzunehmen. Habe die begeisterte Menge an mir vorbei ziehen lassen. Habe mich abgehoben von dem Zug aus Palmzweigen und Fahnen der in Richtung Stephanstor pilgerte. Was muss es ein tolles Gefühl sein in die Stadt einzuziehen, durch das Tor hindurch, genau so wie Jesus auf einem Esel gemacht hat.
Am Ende wurden die Straßen enger, man stand dicht zusammen und konnte kaum vor und zurück. In der Altstadt kam noch viel mehr das Gefühl auf, wirklich an dem Ort zu sein, von dem die Bibel berichtet. Die eng angrenzenden Gebäude an der Seite, die warm strahlende Sonne und die Menschen Massen mit Palmzweigen haben die letzten Meter zur St.Anna Kirche zu einer Art biblischen Theater werden lassen. Ein Theater das mehr war als nur eine simple auswendig gelernte Vorstellung - für die Menschen war es gelebter Glaube, war man ganz nah dran am Geschehen, das zeitlich soweit weg zu sein scheint. Alles war greifbar und die Bilder, die ich beim hören der Bibelstellen im Kopf hatte, wurden ein wenig Wirklichkeit.
Für mich war es ein Erlebnis, dass ich die nächsten Jahre bestimmt nicht vergessen werde. Ein Erlebnis an das ich jedes Jahr aufs neue erinnert werde. Palmsonntag, wenn es wieder heißt: "Hosanna, Hosanna, Hosanna in the highest"

(Mehr Fotos und Videos reiche ich noch nach Ostern nach, ich hoffe ihr könnt so lange warten)

Freitag, 3. April 2009

Ich lebe noch...

Lange, lange habe ich nichts mehr geschrieben. Genauer gesagt, liegt mein letzter Blogeintrag fast drei Wochen zurück. Drei Wochen in denen hier eine Menge passiert ist.
Ich bekam Besuch aus Köln! Lene, Ruth und David haben die 3000 km auf sich genommen um zwei Wochen in Israel Urlaub zu machen. Eine spannende Zeit hatten wir. Erst waren wir einige Tage in Tabgha. Haben meine Umgebung erkundet und sind dann für vier Tage nach Jerusalem gefahren. Schwimmen im Toten Meer und abtauchen in der Altstadt von Jerusalem. Am Ende waren noch mal drei Tage relaxen in Tel Aviv angesagt. Strandurlaub pur und das hier sogar schon mit ein wenig Sonnebrand. Vieles haben wir in den drei Wochen erlebt - ich könnte jetzt tausend Geschichten erzählen, und doch möchte ich mich kurz halten.
Vieles habe ich in diesem Land schon erkundet und gesehen, natürlich hat sich bei unserer Reise einiges gedoppelt und doch habe ich Neues entdeckt. Reist man durch sein Land mit landesfremden Person, so fängt man an, bestimmte Dinge mit anderen Augen zu sehen. Probleme oder Sachverhalte werden in Gesprächen angesprochen, die vorher für einen zum größten Selbstverständnis gehören. Das Normale und Alltägliche wird noch mal durch andere Augen gesehen.
So habe ich die Anwesenheit orthodoxer Juden immer als total normal angesehen. Ruth und Lene fanden das sehr ungewohnt, eine ganz neue Erfahrung. Und ja es stimmt, es ist ja nicht wie in Deutschland. Oder die Soldaten, die auch in ihrer Freizeit mit dem Gewehr unter den Armen am Toten Meer sind. Auch das ist nicht wirklich normal!
Aber was ist in diesem Land schon normal? Selbst vier Jugendliche die alleine durch Jerusalem laufen sind nicht alltäglich. Der große Teil der Touristen besteht aus Reisegruppen, die im Eiltempo das Land durchreisen. Wir haben es da eher ruhiger angehen lassen, denn ein hohes Tempo passt eigentlich nicht zu diesem Land. Die Einzigen die hier schnell laufen, sind die Touristen und die Juden, die am Sabbat zur Klagemauer wollen... Ansonsten lässt man es hier eher Ruhiger angehen: Schwai Schwai, wie die Araber sagen würden. Wobei ich in ein paar Jahren gerne auch mal eine Touristenreise mit machen würde... Finde ich dann für zwei Wochen auch mal sehr spannend.
Spät ist es hier in Tabgha wieder geworden. Gerad wurde noch mit angehenden Priestern aus Freiburg gegrillt. Ich werde die nächsten Tage noch mehr berichten. Zum Beispiel, warum man in Israel eigentlich jeden Taxipreis zu teuer findet oder warum das Tote Meer sogar den David zum Schwimmen bringt...
Jetzt aber erstmal gute Nacht,

Martin

Freitag, 13. März 2009

Was gerade so passiert...

...ist der Alltag. Eigentlich nichts Spannendes, aber trotzdem sollte man auch mal darüber berichten. An Dalmanutha befestigt Mike fleißig ein Eingangstor und ich bin gerade dabei einige Bänke abzuschleifen und neu zu streichen. Dieses Wochenende bin ich jedoch alleine in der Ziviwolrd. Die drei anderen Jungs sind nach Haifa. Ich habe ab Dienstag Urlaub und werde mit Lene, Ruth und David durch das Land reisen. Vorfreude programmiert.
Morgen kommt aber erstmal der Tierarzt nach Tabgha. Er soll sich zum einen unseren George angucken, zum anderen wird er versuchen den "Plantagen-Hund" Rüdiger in seine Gewahrsam zu nehmen. Mit Betäubungsgewehr! Warum er gerade morgen kommt, es ist doch Sabbat? Er ist kein jüdischer Arzt, macht nicht immer den sichersten Eindruck auf uns und hat die Erlaubnis für seine Waffe nur bis Sonntag. Dann muss er zur Polizei und alles abgeben. Ob mir das Sorgen bereitet? Eigentlich nicht, ich werde mir dann aber trotzdem vorsichtshalber in meinem Zimmer einschließen und hoffen, dass mich kein Pfeil trifft. Ansonsten werde ich eben mal früher schlafen gehen.

Letzten Montag hat das Tabgha-Team einen kleinen Ausflug gemacht. Wir sind in den Golan gefahren und haben Ausgrabungen in Hippos und Gamla besucht. Ersteres ist eine alte Stadt auf Höhe des Kibbuz En Gev. Hier hat man, bei tollem Wetter und richtiger Zeit, einen klasse Blick auf den See und den Sonnenuntergang. Des Weiteren kann man quasi live bei Ausgrabungen dabei sein und selber Abdeckungen hoch heben um da drunter liegen Mosaike zu bestaunen. Das Dorf ist noch nicht touristisch erschlossen und man muss sogar noch durch eingezäunte Minenfelder den Weg dahin finden. Man ist, im Gegensatz zu anderen historischen Orten, der einzige Besucher und kann in Ruhe alles in sich aufnehmen.
Zweiteres, also Gamla, war eine jüdische Siedlung. Im Jahre 67 n.Chr. ist sie den Römern zum Opfer gefallen. Die Stadt beherbergte viele Widerstandskämpfer und ist erst nach harten Kampf gefallen. Ähnlich wie Mazada, ist auch Gamla heute ein Symbol der Juden für den Kampf gegen die "Feinde" im Golan. Eine kleine Animation brachte diese Denkweise auf den Punkt: "Gamla ist im Jahre 67 n.Chr. gefallen, genau 1900 Jahre später wurde es zurück erobert und in Zukunft nie wieder fallen."

Aus dem, jetzt wieder, sonnigen Tabgha sende ich liebe Grüße an die Heimat. Gerade gefällt mir die Landschaft richtig gut. Alles ist grün und die Blumen blühen. Wenn ich in ein paar Jahren wieder nach Israel fahre, dann werde ich auf jeden Fall im Frühling kommen. Die Landschaft wirkt so lebendig und erfrischt. Im Sommer ist dagegen alles etwas vertrocknet und auch die Arbeit ist sehr, sehr anstrengend...

Sonntag, 1. März 2009

Regenzeit

Gerade höre ich auf WDR 2, dass in Deutschland der Frühling angefangen hat. 12 Grad und Sonnenschein. "Der Winter ist zu ende!! Sie hören WDR 2" So ist es wohl in Deutschland, in Tabgha dagegen hat es mit dem Regen angefangen... Ob ich das jetzt Winteranfang nennen soll, weiß ich nicht, aber nachdem es bis jetzt nur vereinzelt mal geregnet hatte, kann man bestimmt von einer kleinen Regenzeit sprechen. Regen... den gibt es in Tabgha nämlich auch. Petrus meint es gut mit uns und dem See Genezareth. Neue Bäche entstehen, der Boden ist total durchgeweicht und ohne Regenjacke sollte man besser nicht aus dem Haus gehen. War ich doch am Freitag schwer davon ausgegangen, dass es beim Einkauf in Tiberias nicht regnet, so überraschte mich in der Post ein richtiger Platzregen.

Heute haben wir eine kleine Wandertour auf den nebenan liegenden Berg gemacht. Die Bilder habe ich mal hochgeladen, damit ihr einen Eindruck davon bekommt, wie es hier im "Winter" aussieht.
Hoffen wir, dass das noch einige Tage andauert, denn Wasser ist in dieser Region sehr wichtig.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Hilferuf

Hallo zusammen,
hier ein kleiner Hilferuf von meinem Kollegen Mike Leither. Er möchte den besten Job der Welt bekommen und braucht Stimme aus der ganzen Welt. Also unten auf den Link klicken, Video aus Tabgha anschauen und dann auf der rechten Seite 5 Sterne vergeben. Danke!!

***
Hello everyone,

As you may know I am currently in Israel working as a volunteer in the Benedictine Monastery of Tabgha on the northern shore of the Sea of Galilee. I have been working here for the last six months, and have realized that I have no real plans for next year. Anyway, I made a video application for the Best Job In The World, working on an island in Austrailia. I would really appreciate it if you could watch the short one muinte video, and vote for me as you see fit. I hope that you enjoy it. If you can think of anyone that may be interested and willing to give it a quick look as well, that would be great seeing as how one applicant (the one with the most votes) automatically makes it to the final stages of the selection process. Thank you for your help.

Mike Leither.

http://www.islandreefjob.com/#/applicants/watch/wVG3-AUTJXc

Freitag, 20. Februar 2009

Karneval

Weiberfastnacht in Tabgha ist anders als in Köln. Wen wundert es. Tabgha ist nicht Köln und trotzdem habe ich versucht mir ein bisschen Karneval nach Israel zu holen. Um Punkt 11.11 Uhr (Kölscher-Zeit) bin ich hüpfend über den Platz gelaufen, habe mir ein Kostüm improvisiert und dann mit Edding eine rote Nase gemalt. Selbst Schminke oder Lippenstift hatte ich hier nicht zur Hand. Oft habe ich dann Karnevalslieder gesungen oder mit Thomas Karnevalserlebnisse ausgetauscht. Am Abend kam dein mein persönliches Highlight (ja wenn man im Ausland ist, wird das zum Highlight): Die ZDF-Mädchensitzung wurde angeschaut. Habe den Kinderprinz gesehen und viele andere bekannte Gesichter. Schön war es einfach, aber es ist nicht dasselbe wie in Kölle... nächstes Jahr bin ich wieder dabei, da bin ich mir sicher.
Bis dahin wünsche ich euch noch einen schöne Fastelovend und dreimal Kölle Alaaf! Maat et jot!

Mittwoch, 18. Februar 2009

Die Sicherheit

Wie schnell zwei Wochen doch vergehen können. Pascal ist jetzt wieder abgereist, gestern ging sein Flugzeug Richtung Heimat. Jerusalem und das Tote Meer, Tabgha und Massada, Tel Aviv und Haifa, alles das haben wir uns in dieser Zeit an geguckt. Es waren zwei richtig schöne Wochen, die am Ende noch mal ihren eigenen Höhepunkt hatten...
Die Kontrolle am Flughafen. Wer genaueres darüber erfahren will, kann dies auf Pascal's Blog lesen. Aus gegebenem Anlass will ich nun auch mal über das Thema Sicherheit berichten. 

Sicherheit wird in Israel sehr groß geschrieben. Die Angst vor Anschlägen scheint bei den Bewohner sehr tief verwurzelt zu sein. Kaum ein öffentliches Gebäude kann man ohne Kontrolle besuchen. An jedem Eingang muss man sich in einer Schlange einreihen und dann durch einen Metallscanner laufen. Meist wird dann auch noch der Rucksack geprüft. Ärgerlich ist das ganze nur, wenn man seinen Bus noch erreichen will. Generell sind die Maßnahmen am Busbahnhof und Flughafen am größten. Pascal hat das jetzt am eigenen Leib erfahren. Jeder Bus, der in eine Busstation hinein fährt, wird vorher von einem Polizisten durchlaufen, jede Zufahrt von Beamten bewacht. Auch die Straßen zur Westbank werden bewacht. Bethlehem kann man nicht ohne Flughafen ähnlichen Check verlassen...
Ob die Kontrollen jetzt berechtigt sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich habe nicht das Gefühl, dass man in Israel sehr unsicher lebt. Es gibt zwar Orte an denen man besser nicht ist, aber wenn man das weiß, dann muss man da ja auch nicht hin ;)

Ach ja, ein paar Fotos vom Urlaub mit Calle gibt es hier.

Sonntag, 15. Februar 2009

Kooperation

Hallo zusammen,

liebe Grüße von uns beiden aus Jerusalem. Dies ist der erste Blogeintrag, der in Kooperation mit www.pascalm.de geschrieben wird. Eine Weltpremiere quasi.

 

Pascal und ich reisen gerade durch das Land und schauen uns die Gegend um Jerusalem an. Gestern waren wir in der Altstadt und sind durch die wichtigsten religiösen Stätten gelaufen. Grabeskirche, Erlöserkirche, Klagemauer, Ölberg und und und... Heute stand dann Masada und das Tote Meer auf dem Program: Masada ist eine ehemalige jüdische Festung, die der römischen Besatzung 70. bis 73. v.Chr. drei Jahre standgehalten hat. Erst nachdem die Römer eine Rampe auf den 400m hohen isolierten Berg gebaut hatten, konnte die Festung eingenommen werden. Alle Bewohner haben sich in diesem Fall für den freien Tod entschieden, als für die Gefangenschaft bei den Römern. Heute hat man von Oben eine klasse Sicht auf die Wüste und das Tote Meer. Auch das jüdische Selbstverständnis schaut auf diesen Berg. So werden zum Beispiel neue Soldaten auf der Anhöhe vereidigt. Man sieht die Durchhaltekraft und den Wille der Kämpfer als Vorbild.

Kurz nach unserem Abstieg eh... Abfahrt ging es noch für eine Stunde ans Tote Meer. Pascal hat es sichtlich genossen einfach mal im Wasser zu liegen und nichts zu tun. Es fehlte ihm nur die Wasserpfeife. 

 

So das wars auch schon wieder fürs Erste. Morgen geht es nach Tel Aviv und dann fliegt Pascal leider wieder nach Hause. Liebe Grüße nach Kölle

 

Pascal und Martin 

Mittwoch, 4. Februar 2009

Sommer!!

Hallo zusammen,
der 4.Februar 2009 geht für mich mal wieder in die Geschichte ein. Der frühste Sommeranfang aller Zeiten. Heute bin ich das erste Mal seit zwei Monaten wieder in kurzer Hose rum gelaufen. Obwohl es die letzten Tage sehr nass und kalt war, hatte ich heute Mittag das Bedürfnis die Shorts auszupacken. Mal sehen wie das so weiter geht. Ein Foto gibt es leider nicht, den Beweis bleibe ich euch also schuldig.
Was sonst noch so passiert: Pascal ist gerade hier und macht einen Mix aus Urlaub und Arbeit bei uns mit. Es ist schön, nach meinen Eltern im Januar, mal wieder solch ein Gesicht hier zu sehen. Liebe Grüße auch von ihm.

So das war es auch schon wieder mit meinem Statusbericht.
Bis denne und liebe Grüße nach Kölle.

Martin

Mittwoch, 28. Januar 2009

Zwischenbericht GC

Martin wie läuft es eigentlich mit dem General Cleaning?

Heute hatten wir, meiner Meinung nach, unser erstes Erfolgserlebnis. Wir konnten die Arbeiten in unserem großen Gästehaus, dem Beit Noah, fast abschließen. Nach 1 1/2 Wochen Putzen und Handwerkern ist nun beinahe an der ersten Baustelle Ruhe eingekehrt. Die nächsten Tage geht es dann mit unserer zweiten Küche und den anderen Schlafräumen weiter. Mit guter Musik lässt sich das Ganze einfach runterputzen.

Warum erst so vorsichtig in der Formulierung?

Die Wörter "fast" und "beinahe" habe ich mir zwischenzeitlich so angewöhnt. Man weiß nie, welche Arbeit als nächstes ansteht und was dann doch noch getan werden muss. Da sind die Liste und der Pater immer für Überraschungen gut. So wird es hier nie langweilig.

Andere Frage, wie ist das Wetter zurzeit in Tabgha?

Oh, ob ich jetzt gut oder schlecht sage, ist wohl eher eine philosophische Frage. Die Diskussion gab es letztens schon am Tisch und ich möchte sie erstmal nicht weiter vertiefen, aber trotzdem sind es tagsüber so um die 18 Grad. Geregnet hat es die letzten Tage überhaupt nicht, weswegen man das Wetter eher als schlecht kategorisieren sollte. Das Land und besonders der See brauchen Wasser. Zwei Jahre hat es jetzt schon nicht mehr so gut geregnet und die Problematik wird einfach nicht so ernst genommen. Immer noch werden in der Wüste Felder für die Landwirtschaft bewässert. Da fragt man sich doch, gibt es das Wasserproblem hier wirklich?

Wasser ist knapp in Israel, wie sieht es aus mit Karneval?

Oh ein sehr beliebtes Thema. Thomas und ich sind die beiden Jecken. Interkulturelle Völkerverständigung wird betrieben. Heute haben ich mal wieder mehr über die Fastnacht und das "Schnitzelbanksingen" gelernt. In wenigen Tagen geht es in Lörrach los. Thomas hat die letzten Jahre mit seiner Familie immer Vierzeiler vorgesungen - das so genannte Schnitzelbanksingen. Für dieses Jahr fehlte noch ein Vierzeiler. Gefunden haben wir auch keinen. Lag wohl vielleicht am Dialekt, den ich, wenn es richtig los geht, gar nicht verstehe. Ich freue mich jedenfalls schon auf die erste Sitzung im Fernsehen. Dann kann ich mal zeigen wie man in Köln traditionell feiert.

Na dann Kölle Alaaf!!

Sonntag, 25. Januar 2009

back back back

Ich und mein Blog melden sich aus dem Urlaub zurück und möchten ein wenig über die Reise berichten:

Jordanien: beeindruckende Gastfreundschaft, eine Menge Kultur und sehr schöne Natur... viel mehr würde mir noch einfallen, aber ich fange lieber ein wenig chronologisch an.

Sonntag ging es los, direkt nach Amman, der Hauptstadt Jordaniens. Was auffiel, waren die viel Poster und Plakate des Königs. Ja, Jordanien ist ein monarchisch geführtes Land. Schaden tut es den Bewohnern meiner Meinung nach nicht. Viele Sprechen richtig gut Englisch und es gibt Schulpflicht für alle von 6-15 Jahren.
Montag fuhren wir einen ganzen Tag 300 km durch die Wüste und haben Wüstenschlösser besucht. Mit dabei war unser Taxifahrer Omert, der uns viel über das Land und seine Ansichten erzählt hat (unbezahlbar so einen Erzähler zu haben). Am Abend ging es mit ihm noch in ein Restaurant und insgesamt mussten wir für unseren eigenen Chauffeur nur 60 JD (=60€) bezahlen!! In Deutschland bekommen wir für den Preis wahrscheinlich gerade ein Tagesticket der DB für NRW, dann aber ohne Erzählung und Erklärung. Obwohl Jordanien noch zu den teureren Ländern im arabischen Raum gehört, fand ich es sehr günstig.
Dienstag ging es, ebenfalls mit unserem Taxifahrer, nach Jerash, einer alten Römerstadt. Sehr gut erhaltene Opfertempel und Theater wurden auf unserer Suche nach den alten Römern entdeckt. Nicht viel Phantasie war nötig, um sich die alte Stadt und das damalige Leben vor Augen zu führen.
Mittwoch war unser Reise- und Relaxtage. Wir fuhren mit einem kleinen Minibus nach Wadi Mussa (direkt an Petra) und haben uns für 20 JD in einem sehr guten Hotel mit Pool eingerichtet. Unser "Faulenzertag".
Donnerstag ging es dann sehr früh morgens direkt nach Petra, einer alten Nabatäer-Stadt. Ganz berühmt ist hier das "Schatzhaus" Khazne al-Firaun. Selbst Indiana Jones klopfte schon mal an... Was mich aber viel mehr beeindruckte, waren die roten Gebirgsketten. Optimal für Westernfilme oder für uns zum Wandern.
Freitag wurde es dann noch mal richtig spannend. Gemeinsam fuhren wir in die Wüste, stiegen auf Kamele und ritten in ein Wüstencamp. Ein ganz besonderes Erlebnis, doch wenn die Tour noch länger gedauert hätte, hätte ich das Reiten wohl gehasst. Kamele sind schon anstrengend.
Nach einer, zum Teil schlaflosen Nacht (unter unser Zelt hatte sich ein Tier verlaufen) ging es am Morgen mit einem Jeep und 11! Personen zurück in das Basislager. Von dort aus traten wir unseren langen Heimweg an. Nach fast neun Stunden Busfahrt war Tabgha wieder bei uns...

Als Deutscher wird man in Jordanien sehr freundlich aufgenommen. Allgemein hatte ich den Eindruck, dass die Menschen sehr gastfreundlich und offen waren. Zur aktuellen Lage im nahen Osten hatte man verschiedene Ansichten. Eine Israel-kritische Haltung konnte man schon heraus kristallisieren, man fühlt sich mehr mit den Palästinensern verbunden. Zur Irak-Politik gab es eigene Meinungen: "Ein Abzug der USA führt jetzt zur nationalen Katastrophe. Man fürchtet wieder mehr Ausschreitungen." Für mich kamen diese Aussagen eher überraschend. Hatte ich doch mehr gedacht, dass man im arabischen Raum (auch gerade nach der Zurückhaltung im Gazakrieg) eher eine negative Haltung zu den USA hat. Auf der anderen Seite ist Jordanien, von der politischen Seite, dem Westen ja sehr aufgeschlossen und um Ruhe und Frieden in der Region bemüht.

Am Ende muss ich doch sagen, dass ich Jordanien auf eine gewisse Weise lieben gelernt habe. Israel unterscheidet sich stark von einem komplett arabischen Land und wirkt viel geordneter und strukturierter. Es wird bei Geschäften viel verhandelt, der Bus fährt wann er will und das Leben wird etwas lockerer genommen.

Thomas, Mike B., Ich, Mike L., Johannes

Weitere Fotos gibt es auch schon... (ganze 70)