Montag, 29. Juni 2009

Abschied die Erste

Gestern war es nun leider soweit. Mike Patrick hat als erster unsere Tabgha-Familie zurück in die USA verlassen. Fast ein Jahr haben wir hier in unserer großen Gruppe zusammen gearbeitet und unsere Freizeit verbracht. Ein Jahr, das jetzt irgendwie wieder viel zu kurz zu sein scheint.
Über jede Begegnung, die ich in diesem Land machen darf, bin ich glücklich. Es sind neue Erfahrungen und neue Weltansichten. Ja, man wächst mit den Personen die man trifft. Jede prägt einen und von jeder lernt man auf die eigene Art und Weise.
In den nächsten Wochen und Monaten werden immer wieder Freunde abreisen, bis ich dann am Ende als einer der letzten hier das (zum Glück nicht sinkende) Schiff verlasse. Sicherlich freut sich jeder auch auf die Zeit nach dem Zivildienst, aber man lässt etwas zurück, was man lieben und schätzen gelernt hat.
So viel will ich aber jetzt gar nicht vom Abschied schreiben. Bin ja schließlich noch zwei Monate hier.

@Mike: I'm looking forward to see you in Germany or the states. Hope you will visit us. You are always welcome - You only have to DO IT ;) Thanks for everything!

Montag, 22. Juni 2009

Jerusalem II

Hallo zusammen,

zum zweiten Mal bin ich diesen Monat nach Jerusalem gekommen. Dank neuer und genauer Arbeitseinteilung an Wochenenden, hatte ich nun mal wieder frei.
Nachdem Nicole und ich am Freitag nur auf einer Dachterrasse mit tollem Blick über Jerusalem gechillt haben, ging es Samstagmorgen richtig los. Chorkonzert in der Dormitio Abtei. Begleitet von unserem neuen Prior Ralph hat ein Chor aus Österreich verschieden Stücke gesungen. Da ich ja normalerweise nicht so der aktive Klassikhörer bin und das Programmheft auf hebräisch geschrieben war, habe ich die Namen jetzt vergessen. Trotzdem war es ein toller Start in das Wochenende und zum entspannen nur das Richtige. Hinzukommt, dass ich die Akkustik der Kirche einfach nur lieben gelernt habe. Auch die Stundengebete der Mönche sind toll anzuhören.
Am Nachmittag sind wir dann nach Ramallah. Eine Stadt die ganz verschiedene Gesichter hat und diese innerhalb von wenigen Minuten zeigen kann. Kaum sind wir aus dem Bus raus, befanden wir uns im Trubel. Am Manarah Square, dem Mittelpunkt der Stadt, befindet sich ein etwas größerer Kreisverkehr. Menschen laufen kreuz und quer über die Straßen, Autos fahren wie sie wollen und die eingesetzten Polizisten haben wenige Chancen die Kontrolle über das Chaos zu bekommen. Ein Ort, an dem ich nicht freiwillig länger bleiben wollte und so ging es dann erstmal Richtung Altstadt. Hier zeigte sich ein anderes Bild. Ruhige Gassen, kaum Trubel, alte Gebäude - ja das Ganze hatte teilweise italienischen, romantischen Charakter. Paar Minuten später haben fanden wir uns dann jedoch in einer Parkanlage im Stile der 60er Jahre wieder. Neben uns arabische Frauen, die von weitem ihren Kindern beim Spielen zu schauten und auf der anderen Seite ein Brautpaar, das gerade dabei war, die typischen Szenen eines Hochzeitsfilm nachzuspielen. Wieder ein paar Minuten später waren wir dann im Edelviertel. Schicke, große Häuser und eine sehr schöne Allee war zu sehen. Später schaute ich dann genauer auf die Uhr und siehe da, zwei Minuten später und eine Straßenecke weiter, waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen, dem großen Kreisel.
Was ich dann am Sonntag gemacht habe, hat mein halbes Kultur Wochenende abgerundet. Bin mit dem Bus in die Haddassah Klinik gefahren und habe mir dort in der Synagoge die berühmten Chagall-Fenster angeguckt. Der Weg dorthin war zwar etwas kompliziert, weil einige Sicherheitsleute nicht wussten, dass es so ein Fenster gibt, zum Ausgleich habe ich dann aber eine sehr nette Freiwillige bei den Fenstern angetroffen. Die gute Dame hat mich komischerweise auf Deutsch angesprochen und siehe da, sie ist in Köln groß geworden. Lange Zeit lebte sie auch in Bonn bevor sie dann vor 40 Jahren nach Israel kam. War schon lustig in dieser Klinik über Ehrenfeld und Köln zu sprechen. Im Endeffekt gab es dann sogar noch einen Bonus für mich. Musste keinen Eintritt bezahlen und habe exklusiv die Deutsche Führung auf Band zu hören bekommen. Am Ende war ich dann eine Stunde in der Synagoge und habe mir ganz genau die Fenster mit ihren tollen Farben angeguckt. Chagall war ein Meister ;)
Das war also mein Wochenende, ein kulturelles bei dem ich am Ende in Köln gelandet bin. Besser gesagt im schönen Köln Ehrenfeld. Jetzt hoffe ich, dass es euch noch allen gut geht und ihr die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen genießt. Genug geschrieben...

Grüße nach Köln, euer

Martin

Donnerstag, 11. Juni 2009

Altlast

Ende März wollte ich euch mal die Frage beantworten, warum man in Israel immer das Gefühl hat zu hohe Preise zu zahlen. Verspätet kommt jetzt meine Antwort, denn ich musste erst von meiner Tante daran erinnert werden.
Generell ist es so, dass es so was wie feste Preise (besonders Taxipreise) nicht gibt. Besonders in arabischen Geschäften auf dem Suk, scheint es üblich keine Preisschilder oder sonstige Information zu geben. Da werden die Preise dann einfach nach Herkunftsland bestimmt. Typisch Arabisch eben. Folglich wird gehandelt und gefeilscht bis beide Seiten einigermaßen zufrieden sind (oder auch nicht). Für mich als Deutscher eine ungewohnte Sache, aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran. Die Preise, die am Ende dann rausspringen sind für unsere Verhältnisse eigentlich relativ günstig, dennoch hat man immer das Gefühl mehr zu bezahlen als sonst. Karim, unser neuer Volo, hat das Ganze mal mit seinem einheimischen Cousin getestet. Er fragte auf Englisch nach dem Preis und ein paar Minuten später ist sein Cousin rein und hat das ganze Geschäft auf arabisch abgewickelt. Ihr könnt euch ja denken, wer hier deutlich weniger bezahlt hat.

Ansonsten war ich jetzt letztes Wochenende mal wieder in Jerusalem. Mit Mike habe ich mir das Herodeion (Grab des Herodes) bei Bethlehem angeguckt und sind ein bisschen durch Jerusalem gelaufen. Eben irgendwie schon der normale Alltag, obwohl es so eine besondere Stadt ist. Hier in Tabgha ist weniger Alltag, bzw. definiert sich der Alltag zur zeit neu. Zum einen wird stark an der Baustelle gearbeitet, zum anderen haben wir jetzt wieder volles Programm auf der Begegnungsstätte. Letzte Wochen hatten wir so eine Gruppe mit blinden Kindern zu Besuch. Eine tolle Erfahrung... wenn ich Zeit habe, dann schreib ich da heute Abend noch mehr zu.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Tabgha an euch alle, euer

Martin

P.S: Das Bild entstand übrigens letzte Woche. Habe zufällig diese Gruppe indischer Marinesoldaten in unserem Shop getroffen. Nach kurzem Gespräch wollten die ein Foto von mir haben. Ich wollte auch eins...