Samstag, 29. November 2008

Advent und Karneval

Hallo zusammen,
erstmal möchte ich mich bedanken. Mein Konto und 9 Posts (REKORD!!) sprechen eine eigene Sprache. Um es aber nochmal genauer auszusprechen: Vielen Dank für die Karnevals-Unterstützung ;) Alaaf!! Das gibt es eben nur in Kölle.
Ein fleißiger Schreiber aus BN hat es da gut ausgedrückt: Man kann nicht alles haben im Leben... Ich würde da noch etwas hinzufügen: Erst wenn man auf etwas verzichten muss, merkt man, wie wichtig einem diese Dinge doch sind. So werde ich also dieses Jahr Karneval mal nicht dabei sein!

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Anderes Thema: Auch hier in Tabgha beginnt jetzt die Weihnachtszeit. Sehr ungewohnt, da es noch ziemlich warm ist. Gestern haben wir sogar Adventskränze gemacht. In kurzer Hose, im Freien, unter strahlendem Sonnenschein und mit Stille Nacht, Ihr Kinderlein kommet und Oh du Fröhliche. Viele Pilger haben komisch geschaut. Was sollten sie auch anderes tun? Für uns Deutsche (gestern waren es viele deutsche Gruppen) ist es eben komisch bei Sonnenschein Weihnachtsmusik zu hören. Ich kam mir dabei schon ein bisschen albern vor, aber es ist Winterzeit. Unglaublich, trotzdem wahr!
Sehr schön sind die Kränze übrigens geworden, aber in wirkliche Adventstimmung bin ich dadurch auch nicht gekommen. Ich habe gemerkt, dass das Wetter eine wichtige Rolle spielt. Als es gegen fünf Uhr dunkel wurde und dann heute die erste Kerze angezündet wurde, da war sie plötzlich da, dieses "Wir sagen euch an den lieben Advent" - Gefühl.

Euch Allen einen schönen ersten Advent und liebe Grüße aus dem heiligen Land,

Martin

Donnerstag, 20. November 2008

Ich dreh am Rad...

Da ist man ein Jahr an Karneval mal nicht in Köln und dann passiert so was... Ich dreh am Rad.

Kinderprinz wird mein früherer Gitarrenschüler und Sommerlager Teilnehmer Phillipp. Als ich das eben gelesen habe, bin ich fast umgefallen. Na toll, und du bist natürlich nicht da.
Beim großen Dreigestirn ist es dann fast das Selbe. Eine Ossendorfer Reihe bahnt sich an. Der Bruder meine Tante wird die Jecken an den Festtagen regieren. Gesichter die man von Rocholomäus kennt. Quasi ein Ossendorfer Rocholomäus Dreigestirn. Na toll, und ich bin natürlich nicht da...

Ab sofort richte ich ein zweites Spendenkonto ein. Helft dem armen Martin nach Kölle zu kommen. Hier habe ich schon den Red-Nose-Day gestartet ;)

Fotos: Tabgha im November

Montag, 17. November 2008

Erst Tel Aviv, dann...

"In Jerusalem wird gebetet, in Haifa gearbeitet und Tel Aviv gefeiert!"

An diesem Wochenende wurde gefeiert. Wir hatten uns das nach dem Studienjahr und den anderen Gruppen irgendwie auch mal verdient. Am Donnerstag, das Studienjahr fuhr Heim nach Jerusalem, ging es für uns los. 4 Tage Urlaub. Erst wurde in Jerusalem noch unser arabischer Freund Mustafa besucht und am Tag danach ging es dann innerhalb von einer Stunde nach Tel Aviv. Eine Stunde die ich verpennt habe und nachher in einem gefühlten anderen Land aufgewacht bin. Keine orthodoxen Juden mehr auf der Straße, keine Touristenstände mit Kreuzen und keine Kirche, Moschee oder Synagoge - Eben ganz anders.
Gebucht war ein günstiges Hostel in Strandnähe. Was wir dann bekamen sah von Außen eher aus wie eine Bruchbude, war aber von Innen für zwei Tage ganz ok. Es passte eben zu unserem Wochenende. Wir wollten uns ja nur am Strand erholen und mal lange ausschlafen. Gepasst hat es Alles, wobei die etwas länger gewachsenen in ihren Betten Probleme bekamen...
Tagsüber lagen wir am Strand, haben Hamburger gegessen und uns in Jaffa (der alte Stadtkern von Tel Aviv) die Touristenstände angeschaut. Abends wurde dann in einer echt guten Rockerbar Billard und Dart gespielt, ein israelischer Chinese ausprobiert und in einem englischen Pub mit jungen Israelis gefeiert.
Von einem Kellner habe ich dann mal wieder erfahren, dass er fast jedes Jahr nach Deutschland fliegt, auf Rockfestivals geht (Rock am Ring) und die großen Städte besucht. So war er schon in Berlin, Hamburg und Munich ("you say Munschen"). Generell habe ich den Eindruck, dass viele Israelis schon mal in Deutschland waren. Wenn man im Bus oder in Hotels gefragt wird wo man herkommt, fallen den Leuten immer wieder neue Geschichten über Deutschland ein. Einige haben in Deutschland studiert, andere waren mal im Urlaub dort und auch wieder andere haben dort eine Ausbildung gemacht. Verwunderlich wie viel man hier über Deutschland weiß und welche Verbindungen es in mein Heimatland gibt. Dachte ich doch immer, dass Israel ein sehr kulturreiches Land ist - für die Israeliten selber ist genau das der Grund nach Deutschland zu fahren.

Was wissen eigentlich die Deutschen über Israel?

Damit aber auch für uns die Kultur an diesem Wochenende nicht zu kurz kam, sind wir am Sonntagmorgen in das Diasporamuseum gefahren. Anschaulich wurde uns hier das Leben und die Kultur der Juden in verschiedenen Ländern näher gebracht. Sehr lohnenswert, vor allem auch deswegen, weil es direkt auf dem Unigelände liegt und man dort eine Menge Studenten trifft die gerade in der Sonne liegen, ihr Mittagessen einnehmen und sich mit Freunden treffen. Da freut mich sich richtig auf die kommende zeit ;)
Insgesamt war es mal ein anderes Wochenende als sonst. Ein Wochenende das uns Allen ganz gut getan hat. Mehr mit Strand und Relaxen, weniger Kultur und Landschaft. Wir haben eine andere Seite von Israel kennengelernt. Eine Seite die ich stark an eine europäische Stadt erinnert hat...

Die Lektion des Tages:

Gehe erst nach Tel Aviv und dann nach Jerusalem, denn hier kannst du für die Vergebung deiner in Tel Aviv begangenen Sünden beten - Ich bin brav direkt nach Tabgha zurück ;)

Sonntag, 9. November 2008

Ein andere Reise durch das Land....

Was habe ich von diesem Land eigentlich schon gesehen?

Eine Frage, die ich mir in letzter Zeit häufiger stelle. - Meine Antwort: auf den ersten Blick erschreckend. Schaut man in den dicken, 300 Seiten umfassende Reiseführer, habe ich gefühlte 3% des "Solls" erreicht.

Hänge ich mit der Zeit zurück? Habe ich noch viel Zeit?

Ein häufig angewendeter Satz, wenn Touristen von ihrer Reise erzählen, ist immer: "Ah da haben sie in ihrer Woche hier schon mehr gesehen als ich in meinen drei Monaten..." Viel Wahres steckt dahinter:
Betrachtet man die reinen Fakten, d.h. besuchte Pilgerstätten, Museen, Ausgrabungsstätten, hänge wir hier alle weit zurück. Entscheide ich mich aus dieser Sicht bei der Beantwortung der ersten Frage auf eine schnelle Aufzählung, würden wohl meine Finger reichen um die passende Zahl zu finden...

Touristen schaffen das Land in zwei Wochen und ich habe in meinen drei Monaten nur zwei Hände voll?

Da läuft was schief, sollte man meinen. Aber: Eins wurde mir klar... Ich bin kein Tourist. Ich bin für ein Jahr "Mitbürger" in diesem Land. Ich werde vieles auf eine andere Art und Weise kennen lernen, werde eine größere Bandbreite erforschen, werde wie ein kleines Kind, das sich auf den Weg macht die Welt zu entdecken, in diesem Land groß werden - eben dafür bin ich hier und das ist auch gut so.
Um Dinge genau begreifen zu können, muss man kleine Schritte gehen. Muss die Blickwinkel wechseln. Muss auch mal die verborgenen Schönheiten suchen und auch mal eine Pause machen.
Die verschiedenen Gruppierungen, Fronten, Mentalitäten und alle historischen Stätten kann selbst ich in meinem Jahr nicht erfassen, aber ich kann mir ein eigenes, großes Bild machen und soviel wie möglich von diesem Land lernen.

Zurzeit sind die Theologie Studenten aus der Dormitio Abtei in Jerusalem bei uns zu Gast. Eine riesige Chance für uns, die Blickwinkel zu wechseln. Jeden Tag dürfen drei von uns fünf Freiwilligen mit auf Exkursion gehen. Der Rest muss hier für Ordnung sorgen. Letzten Donnerstag sind Thomas, Mike B. und ich aufgebrochen. Megiddo und der Berg Tabor standen auf dem Programm.
Megiddo, laut dem Johannes Evangelium der Ort der letzten Schlacht zwischen Gut und Böse, fasziniert durch die vielen Grabungsschichten. 20 sind es insgesamt und bei dem ganzen Durcheinander fällt es schwer sich diese Festung bildlich vor Augen zuführen.
Der Berg Tabor. Hier soll die Verklärung des Herrn stattgefunden haben. Ein langer Weg führt an einer Straße entlang hinauf. Unser Bus durfte nicht - wir mussten laufen. Spaß hatten da nur die Taxifahrer. Einer winkte uns bei jeder Begegnung. Sechsmal fuhr er an uns vorbei... Oben angekommen belohnte uns eine tolle Aussicht, wunderbare Gärten, ein Franziskanerkloster, ein theologischer Vortrag über Verklärung und eine "junge" Kirche. Viel Zeit blieb uns für alle diese Schönheiten nicht, aber beim Abstieg wurden wir nochmals belohnt. Meine Fotosammlung ist um einen Sonnenuntergang in diesem Land reicher.
Wahnsinn, immer wieder bin ich davon neu beeindruckt. Das Land entwickelt eine neue, eigene Atmosphäre. Es scheint etwas Ausgewogenes und Friedliches zu haben. Selbst zwei Militär Hubschrauber können daran nichts ändern. Man denkt plötzlich Wow und möchte am liebsten so viele Fotos wie nur eben möglich machen.

In den nächsten Tagen werden wir noch weitere Ausflüge mit den Studenten machen. Es sind andere Blickwinkel als Touristen sie haben - anders als Zivildienstleistende sie haben. Mal sehr spannend, mal für mich ohne Bedeutung, aber immer lassen mich die Erfahrung ein bisschen mehr von diesem Land lernen. Dafür bin ich dankbar. Es ist eben diesmal eine andere Reise durch das Land...

Fotos von den Ausflügen