Montag, 29. Dezember 2008

Zur aktuellen Lage

Seit einigen Tagen ist es schon Gesprächsthema und auch die Weihnachtstage waren nicht unberührt davon: Die israelische Armee hat den Gazastreifen angegriffen.

Unerwartet kam das Ganze für uns nicht. Schon vorher hatte sich der Angriff bei uns irgendwie angekündigt. Geschockt waren wir trotzdem. Auf der einen Seite scheint der Krieg in den Medien so nah, es ist Israel und ich bin nun mal auch in Israel, doch auf der anderen Seite merke ich in Tabgha keine Veränderung. Alles scheint so weit weg zu sein. Weniger real, wie wenn man in Deutschland die Nachrichten schaut, und doch ist es irgendwie näher. Wir alle wissen noch nicht, was in den nächsten Wochen auf uns zu kommt. Ich jedenfalls fühle mich in Tabgha sicher.

Heute haben wir in der Vesper für den Frieden gebetet. Ein mit Kerzen geschriebenes PAX wurde aufgebaut. Hoffen wir, dass der Friede im neuen Jahr in diese Region zurückkehrt.

Sonntag, 28. Dezember 2008

Weihnachten

Beten - Schlafen - Essen

so sah es die Tage hier aus. Dreigeteiltes Programm. Wenn mich nicht die Eigenschaft begleiten würde, dass ich essen kann, was ich will, dann wäre ich jetzt so rund wie die Kugeln am Weihnachtsbaum. Auch die Brüder lassen es sich hier an Weihnachten eben richtig gut gehen. Die Tage wird auch groß gefeiert und doch sind die Schwerpunkte anders gelegt. Geschenke gab es kaum, viel wurde für das leibliche Wohl gesorgt und täglich gab es mehrere Gebetszeiten. Es war schön mal ein anderes Weihnachten zu erleben. Ohne Geschenkstress und ohne großes Umtata. Mal ganz in Ruhe und besinnlich. Auf das Wesentliche konzentriert. Ich habe es auf der einen Seite genossen...
Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, irgendwie war es dieses Jahr ein wenig komisch hier Weihnachten zu feiern. Mein Bild im Kopf von weißer, kalter Weihnacht dahin. Erst wenn es dunkel wurde kam Weihnachtstimmung auf. Erst wenn die Kerzen leuchteten, wurde es besinnlich. Irgendetwas passte trotzdem nicht. Am nächsten Morgen war die Sonne halt wieder da und von richtiger Kälte auch keine Spur. Zum Glück gab es am 24ten einen starken Regen, so dass sich die äußeren Verhältnisse doch ein wenig anpassten.

Was gehörte alles zum Weihnachtsfest dazu? einige Highlights:

Das gemeinsame Weihnachtsbaumschmücken - Insgesamt waren es 12 Bäume die irgendwo untergebracht werden mussten, viele Ketten und am Anfang ein großes Durcheinander. Wir haben es aber trotzdem sehr schön hinbekommen. (siehe Fotos)
Truthahnessen - sehr fein von unseren Amerikanern, Ibrahim (unserem Koch) und Marie-Luise am heiligen Abend zubereitet.
Christmette bei Kerzenschein - eine tolle Atmosphäre. Fast die Hälfte der Kirche war voll mit Juden und Muslime. Die Messe ist ein Event, nicht nur für die Christen. Einige Stunden vorher wollte man sogar Karten kaufen.
Weihnachtsausflug mit der ganzen Tabgha Familie - es ging nach Rosh Hanikra, direkt an die libanesische Grenze, weiße Kreidefelsen gucken und in das galiläische Bethlehem.
Eine Weihnachtsfeier bei den philippinischen Schwestern - was die sich immer ausdenken ist Wahnsinn. Es wurde gewichtelt, DSDS mit Weihnachtsliedern gespielt und am Ende mal wieder getanzt. So ist das eben, wenn man bei Schwestern eingeladen ist.

Weihnachten mal anders... - Fotos gibt es hier

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Frohe Weihnachten!




















"In dieser Nacht wird die Stille der Grotte lauter sein als die Stimme der Kanonen und Maschinengewehre. Die Stille der Grotte gibt denen Leben, deren Stimme von Tränen erstickt wurde und die Zuflucht suchten in Stille und Machtlosigkeit"

Patriarch Fouad Twal in der Heiligen Nacht 2008 in Bethlehem

Montag, 22. Dezember 2008

Ich sehe Deutschland

Viel habe ich schon über die Vielseitigkeit dieses Landes gesprochen, doch noch nie wurde es mir so bewusst wie in den letzten Tagen. Im Winter, wenn es hier etwas geregnet hat, werden die Felder grün, das Gras wächst aus jeder Ecke und die Bevölkerung zieht sich warm an. Als wir letzte Woche im anderen Bethlehem (liegt nahe Haifa) Tannenbäume gekauft haben, kam ich mir vor wie in der Eifel. Wir liefen durch den angelegten "Tannenwald" und haben unsere Bäume gesucht. Hinter uns der Mann mit der Säge - warm angezogen, mit dicker Mütze und Handschuhen. Da war er dann plötzlich da, dieser Moment: Bin ich wirklich in Israel oder ist es doch die Eifel.
Wiederum fällt es einem auf, wenn man am See sitzt. Bei schlechtem Wetter erinnert er doch stark an den Ruhrsee oder den Gardasee. Fährt man aus dem Jordantal heraus und schaut nach Rechts oder Links, sieht man plötzlich das Bergische Land. Sitzt man vor dem Kloster auf der Terrasse und schaut in die Bäume, sieht man sich auf einmal bei einer Gartenparty von einen Freund.
Alles Momente bei denen es "Klick" macht und wo man denkt; "hey das kenne ich doch irgendwo her". Wo mir sin is eben Kölle!! Wobei ich den Dom noch nicht gesehen habe...

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Tierfans aufgepasst!!

Häufig werde ich gefragt, wie es denn dem kleinen Kater hier geht. Anlass für mich mal alle Tiere in Tabgha zu Wort kommen zu lassen. (Achtung langer Beitrag!!)
Hier mal eine kleine Übersicht über die etwas anderen Mitbewohner:

Also das hier ist Garfield. Er wohnt bei uns in der Ziviworld und ist ungefähr 3 1/2 Monate alt. Gefunden haben wir ihn in der Orgel. Jetzt läuft er voller Freude durch die Ziviworld und spielt mit jedem Papier, Lappen, Stift den er auf dem Boden finden kann. Am liebsten ist Garfield übrigens meinen Kirschjoghurt. Ein richtiger Feinschmecker also. Wenn er mal nicht durch die Gegend läuft oder Joghurt isst, dann liegt Garfield am liebsten auf dem Sofa oder hinter/vor meinem Laptop...

Das ist Ayla. Husky, trotz Luxusessen ziemlich dünn. Sie ist sechsfache Mutter und wurde vor ungefähr anderthalb Jahren von unseren Altzivis gekauft. Bei den Hunden hat "noch" sie das Ruder in der Hand. Deswegen wird sie von uns auch die Prinzessin genannt. Ihr Gang, ihre manchmal zickige Art... alles passt dazu.

Das hier ist die andere Mutter: Frau Reuter. Auch sie ist seit ungefähr einem Jahr bei uns. Sie ist von Capernaum mit Altzivi Christian nach der Ostermesse zu uns gelaufen. Hat ihr wohl gut bei uns gefallen. Sie ist geblieben und siehe da, jetzt hat sie uns 11 kleine Hundewelpen geschenkt. Deswegen waren wir letzte Woche mit ihr beim Arzt. Jetzt liegt sie leicht angeschlagen vor der Ziviworld angeleint, auch sie wird bald wieder frei laufen können...

So als nächstes kommt der letzte ausgewachsene Haushund. Das ist George. Der einzige Mann im Stall und unser Liebling. Er kam glaub ich Anfang September einfach so zu uns. Am Anfang habe ich ihn gehasst. Lief er einem doch immer nach und ging dabei tierisch auf die Nerven. Ins Herz haben wir ihn dann alle geschlossen, als wir im See schwimmen waren und er uns, obwohl er nicht schwimmen konnte, nachgepaddelt ist. Jetzt ist er einfach nur noch der coolste, schönste und beste Hund den ich kenne. Er mag ganz gerne Schuhe...;)

Dann gibt es auf dem Gelände noch zwei Gehege. Hier fliegen dann verschiedene Vögel herum und auf dem Boden wimmelt es nur so von Nagern... Kaninchen, Meerschweinchen und sogar Wachteln. Die genau Zahl kann man nur schätzen, aber was man sicher weiß, ist dass es fast jeden Monat nachwuchs gibt.

So am Ende möchte ich noch zum jüngsten Nachwuchs kommen. Wie oben schon erwähnt, haben unsere beiden Hunde Damen Nachwuchs bekommen. Bei Ayla waren es sechs und gerade bei Frau Reuter haben wir elf kleine Welpen. Sehr süß die Kleinen, aber leider werden wir sie nicht behalten können. Auch für das Landkloster Tabgha sind es irgendwann genug Tiere...

Beinahe hätte ich noch einen vergessen. Jack sieht aus wie Garfield und wohnt oben bei den beiden Amerikanern. Seine Geschichte liest sich ähnlich wie die von Garfield. Er wurde als kleines Jungchen gefunden und dann mit der Flasche großgezogen. Letzte Woche hatte auch er eine schwere Operation, fit ist schon jetzt wieder... er kratzt, ist verspielt - die meiste Zeit aber schläft er. Was ein schönes Leben muss eine Katze haben ;)

Dienstag, 9. Dezember 2008

Zu Bethlehem geboren...

Hallo,
dass Nikolausfeiern so extrem lustig sein können, hatten ich vor dem zweiten Advent nicht glauben können und doch haben es die Studenten des 34. Theologischen Studienjahrs aus Jerusalem geschafft mich vom Gegenteil zu überzeugen. Eine Show mit besinnlichen Texten, zwei Engeln die das Buch des Nikolaus geklaut hatten, einer menge Comedy, Adventsmusik vom Studentenchor und einem echten Nikolaus wurde uns geboten. So viele wie an diesem Sonntagnachmittag habe ich die letzte Zeit selten gelacht.

Natürlich war die Nikolausfeier nicht Alles, was wir am verlängerten Wochenende erlebten. Wer eben einmal in Jerusalem ist unternimmt eben noch mehr. So ging es, die Zeit konnte gar nicht passender sein, nach Bethlehem an den biblischen Geburtstort Jesu. Was wir erwarteten war eine mit Pilgern voll gepackte Stadt, 30 Minuten Schlange stehen an der Geburtskirche und zeitaufwendige Kontrollen am Checkpoint. Was uns in der Kirche erwartete war das hier:Eine leere Geburtskirche, ein Bethlehem das seine vielen Touristenläden verloren hatte und einen Checkpoint, den wir fast ohne Kontrolle durchlaufen konnte. Was hatten wir ein Glück, so steht doch in meinem Reiseführer, dass man gut 30 Minuten einrechnen sollte um in die Geburtstgrotte zu gelangen. Wir hatten sie für uns alleine! So konnten wir in aller Ruhe Fotos wie echte Touristen machen und einen Moment der Stille genießen. Obwohl es verschiedene Ansichten über den wahren Geburtsort gibt, ist es für Christen etwas ganz besonders diesen Ort einmal zu besuchen. So fiel eine der wenigen Pilgerinnen, die wir dann doch sahen, vor der Geburtsgrotte zu Boden und war den Tränen nahe. Auch für mich war es etwas Einmaliges hier zwei Wochen vor Weihnachten gewesen zu sein. Ich werde das Evangelium dieses Mal mit etwas anderen Augen sehen. Raus ging es dann wieder durch die "Demutspforte". Sehr klein und eher für Menschen wie mich gemacht...

Das erste Mal habe ich in Bethlehem aber auch die Checkpoint-Situation wahrgenommen. 7 Meter hohe Mauern stellen sich vor einem auf und der Eingang scheint genau so klein wie in der Geburtskirche. Die Kontrollen sind für mich als Deutschen dagegen eher harmlos. Bei der "Einreise" hielt der Polizist seine Hand vor die Augen als ich ihm meinen Ausweis zeigte. So wichtig scheint es wohl nicht gewesen zu sein. Beim austreten wurde man dann schon mehr durchsucht. Wobei man von wirklichen Kontrollen nicht sprechen kann. Am Metalldetektor piepte es bei mir überall, aber keiner schien sich dafür zu interessieren. Wahrlich ich sehe nicht aus wie ein Terrorist und mein Pass tut den Rest, aber den Sinn dieser Mauer stellt man trotzdem danach in Frage.

Nach einem kalten Abend auf dem Dach der Dormitio Abtei und einer erholsamen Nacht im Paulushaus am Damaskustor, ging es am Dienstagmorgen zur Holocaustgedenkstätte - Yad Vashem. Ein sehr beeindruckender Ort, den ich jedem nur empfehlen kann. Aus der Sicht der Opfer, mit vielen Einzelschicksalen, wird der Holocaust beleuchtet. In der Schule habe ich schon viel über dieses Thema gelernt und doch ist es mit gerade als Deutscher in diesem Land wichtig sich mit dem Thema stärker als zuvor auseinander zu setzen. Das Museum bietet dazu den passenden Rahmen. Es ist immer wieder aufs Neue erschreckend auf diese Zeit der deutschen Geschichte zurück zu blicken und doch ist es wichtig sich damit auseinander zu setzen, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt. Yad Vashem bietet Platz für die vielen Opfer und dient als ewiges Mahnmal. Ich bin froh dort gewesen zu sein und werde sicherlich noch mal hinfahren, weil man wirklich nicht die ganze Flut der Information aufnehmen kann.

Gleichzeitig lade ich noch ein paar Fotos hoch, die könnt ihr euch hier anschauen.
Liebe Grüße aus Tabgha und eine schöne Adventwoche,

Martin

P.S. Grund für das leere Bethlehem war übrigens das Opferfest der Moslems. Sieht man zurzeit ja auch im TV.