Mittwoch, 28. Januar 2009

Zwischenbericht GC

Martin wie läuft es eigentlich mit dem General Cleaning?

Heute hatten wir, meiner Meinung nach, unser erstes Erfolgserlebnis. Wir konnten die Arbeiten in unserem großen Gästehaus, dem Beit Noah, fast abschließen. Nach 1 1/2 Wochen Putzen und Handwerkern ist nun beinahe an der ersten Baustelle Ruhe eingekehrt. Die nächsten Tage geht es dann mit unserer zweiten Küche und den anderen Schlafräumen weiter. Mit guter Musik lässt sich das Ganze einfach runterputzen.

Warum erst so vorsichtig in der Formulierung?

Die Wörter "fast" und "beinahe" habe ich mir zwischenzeitlich so angewöhnt. Man weiß nie, welche Arbeit als nächstes ansteht und was dann doch noch getan werden muss. Da sind die Liste und der Pater immer für Überraschungen gut. So wird es hier nie langweilig.

Andere Frage, wie ist das Wetter zurzeit in Tabgha?

Oh, ob ich jetzt gut oder schlecht sage, ist wohl eher eine philosophische Frage. Die Diskussion gab es letztens schon am Tisch und ich möchte sie erstmal nicht weiter vertiefen, aber trotzdem sind es tagsüber so um die 18 Grad. Geregnet hat es die letzten Tage überhaupt nicht, weswegen man das Wetter eher als schlecht kategorisieren sollte. Das Land und besonders der See brauchen Wasser. Zwei Jahre hat es jetzt schon nicht mehr so gut geregnet und die Problematik wird einfach nicht so ernst genommen. Immer noch werden in der Wüste Felder für die Landwirtschaft bewässert. Da fragt man sich doch, gibt es das Wasserproblem hier wirklich?

Wasser ist knapp in Israel, wie sieht es aus mit Karneval?

Oh ein sehr beliebtes Thema. Thomas und ich sind die beiden Jecken. Interkulturelle Völkerverständigung wird betrieben. Heute haben ich mal wieder mehr über die Fastnacht und das "Schnitzelbanksingen" gelernt. In wenigen Tagen geht es in Lörrach los. Thomas hat die letzten Jahre mit seiner Familie immer Vierzeiler vorgesungen - das so genannte Schnitzelbanksingen. Für dieses Jahr fehlte noch ein Vierzeiler. Gefunden haben wir auch keinen. Lag wohl vielleicht am Dialekt, den ich, wenn es richtig los geht, gar nicht verstehe. Ich freue mich jedenfalls schon auf die erste Sitzung im Fernsehen. Dann kann ich mal zeigen wie man in Köln traditionell feiert.

Na dann Kölle Alaaf!!

Sonntag, 25. Januar 2009

back back back

Ich und mein Blog melden sich aus dem Urlaub zurück und möchten ein wenig über die Reise berichten:

Jordanien: beeindruckende Gastfreundschaft, eine Menge Kultur und sehr schöne Natur... viel mehr würde mir noch einfallen, aber ich fange lieber ein wenig chronologisch an.

Sonntag ging es los, direkt nach Amman, der Hauptstadt Jordaniens. Was auffiel, waren die viel Poster und Plakate des Königs. Ja, Jordanien ist ein monarchisch geführtes Land. Schaden tut es den Bewohnern meiner Meinung nach nicht. Viele Sprechen richtig gut Englisch und es gibt Schulpflicht für alle von 6-15 Jahren.
Montag fuhren wir einen ganzen Tag 300 km durch die Wüste und haben Wüstenschlösser besucht. Mit dabei war unser Taxifahrer Omert, der uns viel über das Land und seine Ansichten erzählt hat (unbezahlbar so einen Erzähler zu haben). Am Abend ging es mit ihm noch in ein Restaurant und insgesamt mussten wir für unseren eigenen Chauffeur nur 60 JD (=60€) bezahlen!! In Deutschland bekommen wir für den Preis wahrscheinlich gerade ein Tagesticket der DB für NRW, dann aber ohne Erzählung und Erklärung. Obwohl Jordanien noch zu den teureren Ländern im arabischen Raum gehört, fand ich es sehr günstig.
Dienstag ging es, ebenfalls mit unserem Taxifahrer, nach Jerash, einer alten Römerstadt. Sehr gut erhaltene Opfertempel und Theater wurden auf unserer Suche nach den alten Römern entdeckt. Nicht viel Phantasie war nötig, um sich die alte Stadt und das damalige Leben vor Augen zu führen.
Mittwoch war unser Reise- und Relaxtage. Wir fuhren mit einem kleinen Minibus nach Wadi Mussa (direkt an Petra) und haben uns für 20 JD in einem sehr guten Hotel mit Pool eingerichtet. Unser "Faulenzertag".
Donnerstag ging es dann sehr früh morgens direkt nach Petra, einer alten Nabatäer-Stadt. Ganz berühmt ist hier das "Schatzhaus" Khazne al-Firaun. Selbst Indiana Jones klopfte schon mal an... Was mich aber viel mehr beeindruckte, waren die roten Gebirgsketten. Optimal für Westernfilme oder für uns zum Wandern.
Freitag wurde es dann noch mal richtig spannend. Gemeinsam fuhren wir in die Wüste, stiegen auf Kamele und ritten in ein Wüstencamp. Ein ganz besonderes Erlebnis, doch wenn die Tour noch länger gedauert hätte, hätte ich das Reiten wohl gehasst. Kamele sind schon anstrengend.
Nach einer, zum Teil schlaflosen Nacht (unter unser Zelt hatte sich ein Tier verlaufen) ging es am Morgen mit einem Jeep und 11! Personen zurück in das Basislager. Von dort aus traten wir unseren langen Heimweg an. Nach fast neun Stunden Busfahrt war Tabgha wieder bei uns...

Als Deutscher wird man in Jordanien sehr freundlich aufgenommen. Allgemein hatte ich den Eindruck, dass die Menschen sehr gastfreundlich und offen waren. Zur aktuellen Lage im nahen Osten hatte man verschiedene Ansichten. Eine Israel-kritische Haltung konnte man schon heraus kristallisieren, man fühlt sich mehr mit den Palästinensern verbunden. Zur Irak-Politik gab es eigene Meinungen: "Ein Abzug der USA führt jetzt zur nationalen Katastrophe. Man fürchtet wieder mehr Ausschreitungen." Für mich kamen diese Aussagen eher überraschend. Hatte ich doch mehr gedacht, dass man im arabischen Raum (auch gerade nach der Zurückhaltung im Gazakrieg) eher eine negative Haltung zu den USA hat. Auf der anderen Seite ist Jordanien, von der politischen Seite, dem Westen ja sehr aufgeschlossen und um Ruhe und Frieden in der Region bemüht.

Am Ende muss ich doch sagen, dass ich Jordanien auf eine gewisse Weise lieben gelernt habe. Israel unterscheidet sich stark von einem komplett arabischen Land und wirkt viel geordneter und strukturierter. Es wird bei Geschäften viel verhandelt, der Bus fährt wann er will und das Leben wird etwas lockerer genommen.

Thomas, Mike B., Ich, Mike L., Johannes

Weitere Fotos gibt es auch schon... (ganze 70)

Dienstag, 13. Januar 2009

General Cleaning

Was es heißt, im Januar Zivi in Tabgha zu sein, darf man gerade im Moment erfahren. Kaum ist die Weihnachtszeit vorbei, sind die Christbäume abgebaut und ist der Adventskranz vom Tisch, da beginnt rund um unser Gästehaus, das Beit Noah, die Arbeit. Plötzlich erwacht man aus dem Winterschlaf und das General Cleaning beginnt. Auf gut Deutsch heißt das: "Putzen bis der Arzt kommt." (Anm.d.Red: Der Arzt, mein Vater, war zwar schon da, aber das zählt in diesem Moment nicht.)
Was das Ganze dann genau heißt, erfährt man an gut ausgearbeiteten Qm-Listen (QualtitätsManagment). Da stehen für einen Raum mal gut und gerne 25 Punkte an. Alles muss abgearbeitet werden. Eine Arbeit, die ich bis jetzt noch ganz lustig fand. So durfte ich am Samstag mit einem Radiergummi Spuren von Schuhe entfernen. Nach 3 Stunden eintöniger Arbeit und kaputten Fingern, fragt man sich komischerweise wie überhaupt solch ein "Radiergummi" funktioniert und was das Besondere eines solchen Gerätes ist. (Die passende Antwort gibt es übrigens hier.)
Gestern wurde dann jede einzelne Fliese mit dem stärksten Putzmittel Israels geputzt und heute haben die Schränke wieder ihren richtigen Platz gefunden. Die anderen Jungs durften währenddessen die Küche auseinander nehmen, total verschmutzte Töpfe putzten und Lüftungsschächte vom Dreck befreien. Ja, das Haus wird hier von Grund auf gereinigt. Fertig sind wir noch lange nicht. Das dauert wohl noch ein wenig, aber wir machen eine Arbeit die einmal im Jahr sinnvoll ist und sich gerade im Winter, wo es Draußen regenreicher und viel kälter sein sollte, anbietet.
Drei Wochen wird es hier erstmal so weitergehen. Es wird geputzt, geputzt und geputzt. Doch eine kleine Pause gönnt man sich noch. Wir fünf Tabgha Arbeiter haben das erste Mal richtig Urlaub. Am Sonntag geht es eine Woche nach Jordanien. Petra soll eine wunderbare, alte Stadt sein und ich freue mich schon, diese mal live zu sehen. Genauere Berichte später, doch bis dahin heißt es erstmal noch: "Putzen, Putzen, Putzen..."

Einige Fotos vom GC, dem Besuch meiner Eltern und vom Sternsingen gibt es hier...Weitere folgen noch.

Montag, 5. Januar 2009

Silvester

Hallo zusammen,

auch ich möchte euch auf diesem Wege noch ein gutes neues Jahr wünschen. Ich hoffe ihr habt alle gut reingefeiert und seid perfekt im neuen Jahr angekommen.
Mein Rutsch war dieses Jahr wieder alles andere als normal. Aber was ist eben schon normal, wenn man seinen Zivildienst im Ausland macht. Nichts... also berichte ich mal von dem, was dieses Jahr anders war.
Bis 23.30 Uhr gab es keine große Feier oder Party. Jeder hat hier auf seine Art und Weise die Zeit totgeschlagen.
Ich habe ehrlich gesagt geschlafen. Die Weihnachtstage waren anstrengend und irgendwie musste ich mich dann mal ins Bett legen. Zum Glück, riefen um kurz vor elf noch meine Eltern an, ansonsten hätte ich wohl alles verpennt. Punkt 23.30 Uhr ging es dann mit einem Gottesdienst los. Leider, oder zum Glück, hatte ich meine Uhr vergessen, so dass mein persönlicher Countdown ins Wasser fiel. Also irgendwo zwischen Predigt und Fürbitten muss ich wohl ins neue Jahr gestartet sein. Das erste Mal, dass ich das nicht so genau festlegen kann.
Gegen eins erfuhr ich ein erstes Mal eine Uhrzeit. Die Messe war zu Ende und jedem wurde ein frohes neues Jahr gewünscht. So wie man das eben kennt. Sekt gab es auch, nur das Feuerwerk war zwar geplant, ist aber auf Grund der aktuellen Situation ausgefallen. Gefehlt hat es mir ehrlich gesagt nicht. Weiter ging es danach mit einer kleinen Party auf der Begegnungsstätte. Brüder, Studenten und wir Zivis feierten hier noch kurz oder auch länger. Bei Musik wurde getanzt und im kleinen Kreis auf das neue Jahr angestoßen. Es war eine schöne kleine Feier, ohne viel Vorbereitung oder Umtata. Alles fast ganz spontan.
Insgesamt war es, wie man liesst, ein ruhiger Start ins Jahr, bei dem ich noch nicht mal so genau sagen kann, wann es wirklich angefangen hat. Gefallen hat es mir trotzdem. Die ruhige Art, mal das besinnliche Rutschen, ist klasse und kann ich nur jedem empfehlen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass die ganzen Feiern mit Fondue (da freue ich mich nächstes Jahr wieder drauf) zu Hause schlechter sind, aber es war dieses Jahr etwas Besonderes. Beides hat so seine Vorteile und ich bin froh, auch mal auf diese Weise in ein Jahr gekommen zu sein...
Möge es ein friedliches Jahr für uns alle werden.